Etwas anders als etwartet

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chocoball Avatar

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Der Roman begleitet Margaret Winterbottom, eine ältere Frau, die mitten in der Nacht mitbekommt, dass bei ihrer langjährigen Freundin und Nachbarin Barbara etwas Schlimmes passiert sein muss. Als klar wird, dass Barbara unter verdächtigen Umständen gestorben ist, beginnt Margaret, unterstützt von ihrem Enkel James, beharrlich Fragen zu stellen.

Schon der Klappentext hat mich sehr angesprochen. Ich hatte richtig Lust auf einen Cozy Crime-Fall, auf ein englisches Setting, viel Atmosphäre und eine ältere Protagonistin, die mit viel Herz einem mysteriösen Todesfall nachgeht.

Die Spannung war eigentlich von Anfang an da: Das nächtliche Blaulicht, die Unruhe in der Straße, die Unsicherheit, was mit Barbara passiert ist – das war genau die Art von aufregender Stimmung, die ich mir erwartet habe. Auch die Erzählstimme von Margaret mochte ich anfangs sehr: warmherzig, ein bisschen schrullig, berührend.

Doch nach diesem starken Start verschiebt sich der Fokus des Romans immer deutlicher: Statt eines klassischen Kriminalfalls steht plötzlich Margarets Demenz immer mehr im Mittelpunkt. Die Handlung dreht sich sehr ausgedehnt um ihre Verwirrung, ihr bröckelndes Gedächtnis und ihre Schwierigkeiten im Alltag. Das ist literarisch gut gemacht und sicher auch wichtig, aber eben nicht das, was ich mir von der Geschichte erwartet hatte.

Gerade der Mittelteil hat sich dann ziemlich gezogen. Es passierte kaum etwas Neues, vieles wiederholte sich, und ich hatte das Gefühl, dass die eigentliche Krimihandlung auf der Stelle tritt. Erst gegen Ende wurde es wieder etwas spannender, aber leider nicht genug, um das Gefühl der Langatmigkeit komplett auszugleichen.

Wer die Demenzthematik interessant findet, wird hier sicher fündig. Wer jedoch wie ich vor allem einen gemütlichen Kriminalfall erwartet, könnte etwas enttäuscht zurückbleiben.