Tee, Trost und Tatendrang

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sonnenblumeberlin Avatar

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Ein charmant-ruhiger Cosy Crime, der seine Stärke klar in Figuren und Atmosphäre hat: Die 89-jährige Margaret Winterbottom ist keine Superdetektivin, sondern eine kluge, eigensinnige Frau, deren nachlassendes Gedächtnis zugleich Hürde und Schlüssel zur Wahrheit ist. Gerade diese Perspektive macht den Reiz aus. Margarets Zusammenspiel mit ihrem 15-jährigen Enkel James ist warmherzig, witzig und glaubwürdig – ein generationenübergreifendes Duo, das einander ergänzt: er neugierig und schnell, sie lebenserfahren und beharrlich.
Thematisch überzeugt der Roman mit sensiblen Tönen rund ums Altern, Erinnern und Vergessen; die Zwiegespräche mit Margarets verstorbenem Mann wirken anfangs irritierend, entwickeln sich aber zu einem rührenden Echo ihrer Vergangenheit. Die nordenglische Dorfkulisse liefert genau das „englische“ Wohlgefühl, das das Cover verspricht, und der Humor bleibt stets fein dosiert – mit einem Schuss Melancholie. Schön: der Hinweis auf den autobiografischen Funken, der dem Ganzen zusätzliche Wärme gibt.
Wer jedoch einen raffiniert verschachtelten Whodunit mit atemlosen Wendungen erwartet, wird weniger fündig. Das Erzähltempo ist gemächlich, der Plot klassisch, der Fokus liegt klar auf Menschen, nicht auf spektakulären Twists.
Fazit: Eine herzerwärmende, britisch-verschmitzte Ermittlungsreise über Erinnerung, Verlust und Familienbande – ideal für Fans von Cozy Crime, die Charaktertiefe und Dorfatmosphäre über Nervenkitzel stellen. Empfehlenswert.