Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

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sikal Avatar

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Die Brasilianerin Aza hat gerade die kleine Luisa zur Welt gebracht, setzt sich aufs Fensterbrett und lässt das kleine hilflose Bündel aus dem fünften Stock der Klinik einfach fallen. Danach verschwindet Aza aus dem Leben ihrer Tochter. So dramatisch beginnt das Buch der Autorin Stefanie Kremser und die Geschichte der kleinen Luisa. Zum Glück wird die kleine Lulu gerettet und darf – behütet von ihrem Papa Paul und allen anderen Mitbewohnern – in dessen WG aufwachsen. Paul verdrängt Azas Verschwinden und ist für eine weitere Beziehung mit Frauen nicht bereit. Erst als die Mitbewohnerin Irene eine Überraschung parat hält, begeben sich Paul und Luisa auf die Suche nach Aza.
Dass dies eine Spurensuche in die Vergangenheit von Luisas Vorfahren wird, können sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen. Bis sie Aza finden, kommen sie der Verbindung zwischen Brasilien und Hinterdingen näher, erfahren von den brasilianischen Katastrophen ebenso wie von den bayerischen Indianern und lernen, dass man sich an mehreren Orten zu Hause fühlen kann – oder eben auch nicht. Wird es für die beiden eine Erklärung geben, sodass sie im Anschluss ihr Leben ohne Rätsel weiterleben können?

Die Geschichte wird zum Großteil von der Protagonistin Luisa selbst erzählt und als Leser darf man einer schlagfertigen Luisa von München, über Hinterdingen bis nach Brasilien folgen. Immer gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und immer nah am Geschehen durch die besonders anschauliche Beschreibung der jeweiligen Schauplätze.

Alle Charaktere sind von der Autorin äußerst liebevoll gezeichnet und deren Handlungen ihren Eigenschaften entsprechend. Der Schreibstil entwickelt sich von anfangs sehr kurzweilig über einen ausführlichen Rückblick, der zwar teilweise etwas langatmig wird – was auf keinen Fall störend ist – bis hin zu einem temporeichen Ende.

Die Autorin gestattet jedem Leser seine eigene Sicht der Dinge, so gibt es „Hinter den Dingen“ auch mehrere Wahrheiten…

Ebenso toll finde ich die Inspiration der Autorin, im peruanischen Dschungeldorf Pozuzo die Grundlage für ihren Roman gefunden zu haben, dem Leser Einblicke in die Probleme der Auswanderer zu ermöglichen aber auch Potenziale dadurch zu erkennen.

Fazit: Ein Buch, das zum Nachdenken einlädt und vor Enthusiasmus sprüht, trotz – oder vielleicht gerade weil – der Beginn des Buches so dramatisch ist.