Bavaria in Brasilien

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bavaria123 Avatar

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Schon nach den ersten Sätzen ist man als Leser vollkommen drin in der Geschichte. Wie kommt eine junge Mutter dazu, ihr Kind aus dem Fenster werfen? Da möchte man wissen, was war und was folgt.

Der Schreibstil der Autorin ist gekonnt flüssig. Die Wortwahl ist sehr schön und der in der Ich-Form geschriebene Roman lässt sich leicht und geschmeidig lesen. Die Szenen werden sehr bildhaft dargestellt. Ich habe mir nur an manchen Stellen die Frage gestellt ob ein sehr junges Mädchen wirklich in dieser Art und Weise Gedanken machen würde oder ob sice nicht eine andere Wortwahl hätte. Aber letztendlich weiß man nicht ganz genau, wann sie ihre Gedanken in Schriftform gebracht hat.

Die Beschreibung der Hauptpersonen ist ebenfalls sehr gelungen. Da ist der sympathische Vater Paul, den man seine Gefühle durchaus abnimmt. Der liebenswürdige Fergus besticht durch seine lässige, lustige, aber auch verlässliche Art. Der hoffnungslose Romantiker ist der Retter und auch Taufpate von Lulu.

Der Beginn der Geschichte ist wirklich furios. Als ehemalige WG Bewohnerin kann ich einige Szenen auf jeden Fall bestätigen.
Der Mittelteil gestaltet sich dann ein wenig zäher und langatmiger. Er spielt vorwiegend in einem bayrischen Dorf. Allerdings fand ich es interessant, über die Geschichte Brasiliens einiges zu erfahren. Die Historie der Deutschbrasilianer war mir weitestgehend unbekannt. Man merkt, dass die Autorin hier ein großes Augenmerk drauf gelegt hat. Sie selbst ist als siebenjähriges Mädchen mit ihren Eltern nach Brasilien ausgewandert. Das Thema Migration ist ein wichtiger Bestandteil des Buches.

Der Schlussteil ist dann recht rasant, fast ein wenig zu rasant. Da sind mir dann doch ein paar Fragen offen geblieben, ein paar Gedanken nicht zu Ende gedacht.

Alles in allem ist es ein schön geschriebenes Buch mit kleinen Schwächen, aber durchaus zum Weiterempfehlen.