Berührend, farbig, warmherzig

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ismaela Avatar

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Ich konnte dieses Buch nur schwer aus der Hand legen. Die Geschichte an sich ist nicht neu - ein Kind, das nach Antworten sucht - aber die Hintergründe, die Schauplätze und auch die Sprache der Autorin haben eine ganz eigene Wirkung, der man sich nicht entziehen kann.
Aza, eine Brasilianerin, wirft ihr Neugeborenes noch im Krankenzimmer aus dem Fenster und verschwindet danach (scheinbar!) spurlos. Der Vater des Kindes, Paul, ist daraufhin so verletzt, dass Aza zum Tabuthema wird, und erst sieben Jahre später möchte seine Tochter Luisa ihre Mutter finden, um zu erfahren, was am Tage ihrer Geburt tatsächlich passiert ist und warum.
Der Schreibstil der Autorin ist vor allem im ersten Drittel flott und voller Assoziationen, was das Lesen sehr angenehm macht, die Dialoge sind gut platziert und wie aus der Realität gegriffen (immer ein Pluspunkt!), und die Charaktere sind durch die Bank liebenswert und tief - ausser die dauerbekiffte Irene, die keinen Plan hat und die im Bezug auf Aza eine wichtige Rolle spielt, bevor sie, Irene, aus der Geschichte verschwindet.
Ich muss gestehen, dass für mich das zweite Drittel des Buches dann ein paar Längen auf Lager hatte; die Geschichte der Auswanderung einiger Familien aus Hinterdingen Ende des 19. Jahrhunderts, dazu die ganzen Namen und Familienverwicklungen, die Stationen ihrer Reise... Das hätte gerne ein bisschen knackiger sein können.
Auch der Schluss des Romans hat mir gut gefallen, wieder war es die Sprache, die mich gefangen genommen hat, und dass es ein doch sehr versöhnliches, schönes Ende gab, auch wenn es vielleicht ein klitzekleines bisschen schnellschnell und nicht so g a n z überzeugend war.
Alles in allem aber einer wunderschöne Geschichte, eine klare Leseempfehlung von mir!