Der Tag, an dem ich fliegen lernte

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Eine Mutter wirft ihr Kind aus dem Fenster und verschwindet. Das wirft Fragen auf. Erst Jahre später machen sich Vater und Tochter auf die Suche nach Antworten.
Das Design des Buchumschlags ist ansprechend; das Vorwort der Autorin auf einem illustrierten Einlegeblatt ist ´mal eine andere Idee. Der Schreibstil der Autorin kommt zunächst ein bisschen steif rüber und dürfte an manchen Stellen ruhig etwas lebendiger sein, sie bringt wenig wörtliche Rede, sie erzählt mehr, wie einst die Brüder Grimm. Der Leser hat eher das Gefühl zuzusehen wie im Theater, statt mitten in der Erzählung zu stehen. Trotzdem kann das Buch fesseln. Die Autorin erzählt in ihrer Geschichte eigentlich ganz viele Geschichten auf einmal. Zunächst hat die Protagonistin ihre Geschichte, dann die Mutter, dann jeder Vorfahre der Mutter auch noch. (Nur die Geschichte des Vaters der kleinen Hauptperson und seiner Familie kommt zu kurz, die scheint es irgendwie nicht zu geben. Hätte man zur Vollständigkeit auch noch einweben können. Stattdessen werden wenigstens die WG-Mitbewohner mit einer Geschichte beglückt, auch gut.) Irgendwie hat man das Gefühl, die Autorin kommt vom Hundertsten ins Tausendste, aber nie kommt das „Jetzt-komm-doch-endlich-mal-auf-den-Punkt-Gefühl“ auf, weil jede Geschichte für sich ihren Spannungsbogen hat. Mittendrin ist es nicht mehr die Erzählung, für die man das Buch eigentlich haben wollte, aber das macht nichts, u.a. weil die Autorin manchmal Sätze einwebt, die sich lesen wie Schokolade, und die man sich immer wieder auf der Zunge zergehen lassen möchte. Nachvollziehen kann man die Handlung der Protagonistin Asa auch am Ende des Buches nicht. (Welcher Trottel außer Michael Jackson hält schon ein Baby aus dem Fenster und lässt es dann auch noch los?) Keine „normale“ Mutter kann sich so etwas vorstellen. Die Erklärung kommt hier etwas dürftig. Aber es ist schließlich auch das Schöne an Literatur, dass am Ende nicht alles scheibchenweise serviert wird und sich der Leser noch lange Gedanken über die Gefühlswelt der Romanfiguren machen kann.