Familiengeschichten

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buecherfan.wit Avatar

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Das Leben der kleinen Luisa endet fast, kaum dass es begonnen hat. Ihre Mutter Aza wirft das Neugeborene aus einem Fenster im Krankenhaus und verschwindet spurlos. Luisa hat Glück. Unten steht der durchtrainierte Sportler Fergus mit hervorragenden Reflexen und fängt sie auf. Bald darauf wird ihr Retter zu Luisas Vater Paul und den anderen in die WG ziehen. Luisa hat zwar keine Mutter, aber gleich zwei liebevolle Väter und natürlich auch die Großeltern väterlicherseits. Jahre später wird Ihr Mitbewohnerin Irene, die sich Hoffnungen hatte, Paul nach Azas Verschwinden für sich gewinnen zu können, die Wahrheit über ihre Mutter sagen – soweit sie bekannt ist. In Irenes Besitz hat sich auch viele Jahre lang Azas Abschiedsbrief befunden. Paul folgt Azas Spuren, erst nach Hinterdingen, später nach Brasilien, denn Aza hat deutsche Wurzeln. Ihre verarmten Vorfahren waren Generationen zuvor nach Brasilien  ausgewandert, in der Hoffnung, dort  bessere Lebensbedingungen zu finden.

Die Geschichte dieser Auswanderung nimmt breiten Raum im Roman ein. Sie ist interessant und teilweise recht amüsant zu lesen, weil die Auswanderer am anderen Ende der Welt in einem abgelegenen Tal ein zweites Hinterdingen mit portugiesischem Namen (Atrás das Coisas) bauen. Sogar eine Kirche mit Zwiebelturm gibt es dort. Nur die Malerei an den Häusern fehlt, weil der Lüftlmaler die Strapazen der Reise nicht überstanden  hat. Sie leben dort in völliger Abgeschiedenheit und bewahren über ein Jahrhundert lang die deutsche und Tiroler Kultur.

Erzählt wird aus Luisas Perspektive lange nach den Ereignissen, die ihr Leben prägten. Die Auflösung ist nicht gerade spektakulär. Dennoch ist der Roman empfehlenswert – gut geschrieben und teilweise berührend.