Flug ins Leben

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struppel Avatar

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Das Cover ist recht interessant, die Schrift springt einem ins Gesicht. Die Pflanze (Kakao?) deutet auf den südamerikanischen Bezug hin, der sich in der Geschichte auch findet. Erzählt wird die Geschichte von Luisa, ihrem tragischen Start ins Leben, ihrem turbulentem Leben in der WG ihres Vaters und dem Wunsch, die Mutter, die sie verlassen hat, kennen zu lernen. Verbunden wird das Ganze mit der Geschichte deutscher Einwanderer in Brasilien. Es ist ein Buch mit internationaler Vielfalt, die Mutter ist Brasilianerin, der Retter Brite und der Vater Deutscher. Luisa steht als "Mischling" irgendwo dazwischen. Die Charaktere sind sehr schön beschrieben, es sind recht skurrile Typen dabei, herzlich und interessant und vor allem sympathisch. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt und Luisa nimmt einem mit auf ihre Reise durchs Leben. Es ist flüssig zu lesen und witzig dazu. Die Wortwohl ist sehr schön, die Sätze sind liebevoll formuliert, ja fast lyrisch.
Sehr bildhaft und lebendig werden die Orte beschrieben, die Luisa und Paul besuchen. Sehr ausführlich wird die Geschichte der Deutschen beschrieben, die vor Armut flohen und den Mut hatten, in einem fremden Land mit fremder Kultur und Natur ein neues Leben zu beginnen. Nach dem dramatischen Beginn des Buches und Luisas dringendem Wunsch, ihre Mutter zu verstehen, war ein so ausführlicher Bericht der Auswanderer nicht zu erwarten und bremste das Tempo enorm. Mir persönlich waren diese Erläuterungen etwas zu ausführlich. Andere Stellen werden dafür nur kurz und knapp erzählt, das Ende zum Beispiel kommt dann doch sehr abrupt. Das Hauptanliegen der Autorin scheint doch das Näherbringen der schwierigen Lebensbedingungen der Auswanderer vom 19. Jahrhundert bis heute zu sein. Wenn man das weiß und mit dieser Erwartung an das Buch herangeht, ist es ein gelungenes Buch. Für jemanden, der eine ungewöhgnliche Familiengeschichte um die kleine Luisa herum erwartet, ist dieses Buch nicht zu empfehlen.