Globalisierung in der Familie

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timphilipp Avatar

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Die Brasilianerin Aza mit deutschen Wurzeln wirft ihre neugeborene Tochter aus dem fünften Stock der Geburtsklinik und verschwindet spurlos. Luisa wird gerettet und wächst geliebt und behütet in der Studenten-WG ihres Vaters Paul in München auf, der sehr unter Azas Verhalten leidet und sie zum Tabu erklärt. Erst als eine Mitbewohnerin Luisa brutal die Wahrheit eröffnet, beginnt Luisa gemeinsam mit Paul, ihrer Herkunft auf den Grund zu gehen. Beide begeben sich auf die Suche nach Aza, die in dem oberbayerischen Dorf Hinterdingen anfängt und in dem Dorf Atrás das Coisas (zu deutsch Hinter den Dingen) im tropischen Regenwald in Brasilien endet. Wird Luisa dort Aza finden und deren früheres Handeln erklärt bekommen? Luisas Herkunft birgt auf jeden Fall eine Überraschung …

Wer meint, eine traurige Geschichte rund um ein von Geburt an traumatisiertes Kind serviert zu bekommen, hat weit gefehlt. Das Kind Luisa ist trotz der Dramatik nach seiner Geburt und trotz Fehlens einer Mutter zu einem fröhlichen und glücklichen Kind herangewachsen, das uns seine Herkunft und die Geschichte seiner Mutter in ebensolchem Stil aus seiner Perspektive erzählt. Wir werden in verschiedene Welten entführt, sowohl lokal als auch zeitlich. Auf diese Weise sind interessante Informationen zu erfahren, die nicht gerade geläufig sind – oder ist bekannt, dass es vor 150 Jahren eine Gruppe verarmter deutscher und Tiroler Bauern gab, die nach Südamerika auswanderten und in einem abgelegenen Dschungeltal am Fuße der peruanischen Anden in dem Dorf Pozuzo landeten? Dieses Dorf ist die Vorlage zu dem fiktiven tropischen Hinterdingen in der Geschichte.
Luisas Geschichte passt gut in die heutige Zeit, in der so oft von „Globalisierung“ die Rede ist. Wir lernen mehrere Kulturen und Sprachen kennen.
Einzig negativ anzumerken ist, dass Azas Familienstammbaum aus den beiden Hinterdingen verwirrend dargestellt ist und für den Leser nur schwer nachzuvollziehen ist. Eine grafische Darstellung hätte es vielleicht geholfen.

Wer sich für Familiengeschichten interessiert, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen, das ich uneingeschränkt empfehle.