Sturz ins Glück

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
milena Avatar

Von

Stefanie Kremser, selbst deutsch-bolivianischer Herkunft, macht es dem Leser nicht einfach, die Beweggründe der einzelnen Romanfiguren unter Berücksichtigung aller kulturanthropologischer Unterschiede psychologisch nachzuvollziehen. Luisa, das neugeborene Kind von Paul und Aza, einer mysteriösen brasilianischen Schönen, wird von ihr kurz nach der Geburt aus dem Fenster des Krankenhauses geworfen und sie verschwindet kommentar- und spurlos. Ein Rugbyspieler, der zufällig vorbeikommt, fängt das Kind auf und rettet ihm somit das Leben. Erzählt wird der Roman größtenteils aus der Perspektive der kleinen Luisa, was gelegentlich aufgrund der wenig kindgemäßen Gedankenwelt und Ausdrucksweise irritiert. Einige Jahre wächst die Kleine unbeschwert in der Münchner Studenten-WG auf, bis sich ihr die Gedanken an ihre verschwundene Mutter immer stärker stellen. Paul beschließt daher sein Referendariat als Lehrer in Sao Paulo zu absolvieren und Aza zu suchen. Im Mittelteil des Romans wird die Brücke zu Azas familiärer Verbindung zu ehemaligen Auswanderern aus Bayern in die brasilianische Provinz gespannt. Aza war auf Spurensuche in Deutschland und geriet in den Strudel unglücklicher Verfehlungen. Die Sprache ist von einem unglückseligen Fluch, wovor sie das Neugeborene bewahren wollte und es deshalb aus dem Fenster warf. Dem Roman gelingt es nicht schlüssig, dieses Verhalten zu erklären, da es sich bei Aza um eine akademisch gebildete, weitgereiste Frau handelt, die sich mittlerweile in den USA ein neues Leben aufgebaut hat. Somit bleibt der Roman auf dem Endspurt im wahrsten Sinne des Wortes dünn und endet abrupt in einem versöhnlichen Grundton, dem zu folgen es dem Leser schwer fällt.