Unterhaltsame Spurensuche mit Längen

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bedard Avatar

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Luisa ist wenige Stunden alt, als ihre Mutter Aza sie aus dem Krankenhausfenster wirft. Im Glauben, ihre Tochter sei tot, verschwindet Aza in ihre Heimat Brasilien. Doch Luisa wird von dem vorbeikommenden Fergus aufgefangen und wächst in einer Münchener WG bei ihrem Vater Paul auf.
Bis zur Einschulung hat Luisa eigentlich keine Fragen zu ihrer Mutter, sie ist glücklich in der WG, in der inzwischen auch Fergus lebt. Doch irgendwann geht die Studentenzeit zu Ende und die Mitglieder müssen sich neu orientieren. Paul beschließt, gemeinsam mit Luisa sein Referendariat in Brasilien zu machen und Aza aufzuspüren.
Der erste Teil dieses Romans ist aus der Sicht des Kindes geschrieben und lässt den Leser teilhaben am Leben der einzelnen WG-Mitglieder. Der Mittelteil schildert die Geschichte von Azas Familie und geht dabei zurück bis zu deren Auswanderung aus Bayern nach Brasilien. Im Schlussteil wird Pauls und Luisas Leben in Sao Paulo und die Suche nach Aza wieder aus Luisas Sicht beschrieben.
Während der erste und letzte Teil dieses Romans ausgesprochen leicht und unterhaltsam zu lesen sind, ist der Mittelteil doch recht anstrengend, weil er als Erzählung einer alten Frau geschrieben ist. Die Art der Beschreibung hat mich ein wenig an Tannöd von Andrea Maria Schenkel erinnert. Für sich genommen war diese Rückblende durchaus interessant, aber in Luisas Geschichte eingebettet wirkte dieser Teil etwas zu langatmig. Das Ende und die Erklärung für Azas Verhalten sind im Verhältnis dazu geradezu abrupt.
Trotzdem habe ich Luisas bzw. Azas Geschichte gerne gelesen, hätte aber anstelle des langen Mittelteils lieber noch mehr über Fergus und die anderen WG-Mitglieder oder über Azas aktuelles Leben erfahren.