von Liebe und Verlassenheit und vom Verzeihen obwohl es schmerzt

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miro76 Avatar

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Luisa, Lulu – das Mädchen, von dem seine Mutter glaubt, es wäre ein Vogel - ist wirklich ins Leben geflogen und in die Arme von Fergus. Ein hoffnungsloser Romantiker, der der Liebe wegen seine Heimat London verlassen hat und jetzt durch München läuft um gerade zur rechten Zeit unter einem Krankenhausfenster ein Baby zu fangen. „Das war der schönste Up-and-under, den er in seiner Karriere als Fullback Südost-Londons je gefangen hatte.“
Und so wächst Luisa in einer WG auf, mit ihrem Vater Paul, der nicht neu beginnen kann, weil so Vieles noch offen ist, mit Fergus, ihrem Schutzengel und Taufpaten, mit Max einem talentierten Comiczeichner und mit Irene, einem Hippiemädchen, das eigentlich Paul liebt, es ihm aber nicht zeigen kann.
Luisa hat eine glückliche Kindheit. Sie ist sich nicht sicher, ob sie überhaupt eine Mutter hat. Sie vermisst auch keine. Alles könnte so bleiben.
Doch Irene erleidet einen Zusammenbruch und nach ihrem Selbstmordversuch erfährt Paul, dass sie ihm Azas Adresse vorenthalten hatte und Luisa erfährt, dass ihre Mutter ihre Existenz rückgängig machen wollte, indem sie sie aus dem Fenster warf.
„Mit Azas Entscheidung wurde aus einfach kompliziert. Eine Mutter versucht, ihr neugeborenes Kind zu töten, sie verschwindet, das Kind überlebt. (…) Was war so schrecklich an mir, was so fürchterlich an Paul, dass sie uns nicht hatte ertragen können? Wie weit kann ich die Zeit zurückschrauben, um eine Antwort, um den Grund – nur einen, einen einzigen – zu finden?“
Und so machen sich Paul und Luisa auf den Weg - erst ins Bayrische Hinterdingen, denn da hatte Aza Verwandte. Sie war nämlich eine Nachfahrin der bayrischen Indianer – eine Gruppe bayrischer Bauern und Lohnarbeiter, die Ende des 19. Jahrhunderts im brasilianischen Dschungel ihr Glück suchten. (Auch das ist eine spannende Geschichte.) Und dann nach Sao Paulo um Aza zu finden und ein paar Antworten.
Stefanie Kremser erzählt hier eine wunderbare Geschichte über eine Familie zwischen Deutschland und Brasilien, die mir von der ersten Seite des Buches ans Herz gewachsen ist. Die Charaktere sind äußerst liebevoll gezeichnet und ihre Erlebnisse, Wünsche, Taten und Sehnsüchte einfühlsam beschrieben. Und ganz nebenbei erfahren wir die spannende Geschichte der Deutschbrasilianer seit dem 19. Jahrhundert.
Danke, Stefanie Kremser, für dieses liebevolle Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte und doch viel zu schnell ausgelesen hatte. Aber ich werde es bestimmt noch einmal lesen und freue mich bereits auf Ihren nächsten Roman.