"Dann ging das Heulen los,... ein animalischer Schmerzensschrei"

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Dieser Roman "Der Tag an dem Marilyn starb" erzählt von dem plötzlichen Tod einer Mutter und Ehefrau. Donna Milner schreibt von den drei trauernden, sehr unterschiedlichen Kindern, eins davon mit einer Behinderung und dem Ehemann, vom Krieg zermürbt, der nun auch mit diesem Schicksalsschlag fertig werden muss. Der Tod wird Anlass für die Aufarbeitung früherer Wunden und Familiengeheimnisse....

Dieser Roman ist in Kapiteln unterteilt. Einmal wird aus Sicht von der Tochter "Ethie" berichtet, die mit dem Verlust ihrer Mutter kämpft und dabei einen ganz interessanten Blick auf das Geschehen hat. Zum Zweiten werden die Jahre geschildert, die der Vater im Krieg gegen Japan in Hongkong verbracht hat, das übermäßige Sterben von Kameraden und Landsleuten, die Haft im Gefangenenlager und das Leben davor und danach. Die Kapitel, in denen Ethies Gedankenwelt dargestellt wird, überwiegen gegenüber denen, die die Kriegserlebnisse des Vaters schildern. Dadurch konnte ich mich, beim Lesen der "Ethie-Kapitel", von den sehr brutalen, blutigen und grausamen Erzählungen über die Kriegserlebnisse erholen.

Die gesamte Geschichte wird sehr realistisch, berührend und emotional ansprechend erzählt, sodass ich in den Text "hinein tauchen" konnte. Am Anfang des Buches hatte ich Angst davor weiter zu lesen, wenn sich ein Kapitel über den Krieg andeutete, weil ich ahnte, dass Schlimmes folgen würde. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und tröstete mich mit dem Wissen, dass der Vater den Krieg überlebt hat und nun "ein neues" Leben beginnt... Die Ereignisse während seinem Kriegseinsatz sind für mich unvorstellbar - das Leben der vielen Armen, die Behandlung der gefangenen Soldaten, die schrecklichen, oft tödlichen, Krankheiten, die im Lager umgingen und der Tod, der im Krieg immer Thema ist. Die Kapitel, in denen die Trauer der Familie beschrieben wird, sind ebenfalls sehr lebensecht und gut vorstellbar geschildert und brachten mich regelmäßig zum Lachen oder zum Weinen.

Die einzelnen Familienmitglieder haben realistische Positionen in ihrer Familie, werden sympathisch beschrieben. Zum  einen der große Bruder Frankie, der für die Familie sorgt, der kleiner Bruder "Kipper", geistig behindert, der seinen Vater, als Einziger, zu verstehen scheint und erfrischende Sichtweisen auf die Dinge zu-tage fördert und dadurch den Alltag erleichtert und verschönert. Und dann der Vater, tief geprägt vom Krieg, der sein Leid im Alkohol ertränkt. Ethie begleitet durch die Geschichte und erzählt wunderbar von ihrer Mutter, von ihrem engen Verhältnis zu Kipper und der allgegenwärtigen Trauer.

Die Autorin hat es geschafft, die gegenwärtigen und die vergangenen, geschichtlichen Erzählungen so zu verknüpfen, das ein vollkommenes Bild entstehen konnte. Sowohl die Geschichte, als auch die Beschreibung der Charaktere ist rund. Das Buch hat mich zum Weinen und zum Lachen gebracht, manchmal beides gleichzeitig - hervorragend!