Ein Familiengeheimnis und die Grausamkeit des Krieges

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Ethel Coulter, von allen nur Ethie genannt, ist 11 Jahre alt, als ihre Mutter Lucy bei einem tragischen Unfall stirbt - am selben Tag, an dem auch Marylin Monroe starb. Doch die Umstände von Lucys Tod sind seltsam: sie, die nur selten Alkohol getrunken hatte, wird leblos auf einem Segelboot gefunden, Arm in Arm mit ihrer Freundin Marlene. Doch was hatte Lucy auf dem Boot verloren? Und welchen Grund hatte sie, sich an diesem Abend so zu betrinken?

Zurück bleibt ihre Familie: Howard, der Familienvater, ein Veterane aus dem 2. Weltkrieg. Seit er aus Hongkong zurückgekehrt ist, plagen ihn Alpträume. Immer öfter verlässt er das Haus und lässt Frau und Kinder in Sorge zurück, um allein durch den Regen zu spazieren. Er lebt entrückt, beinahe in seiner eigenen Welt, aus der er nur phasenweise zurückkehrt. Frankie, sein ältester Sohn wird so nach dem Tod der Mutter zum Familienoberhaupt, das sich rührend um den Vater und seine beiden Geschwister kümmert: Ethie, die Ich-Erzählerin und Kipper, der eigentlich Christopher heißt und am Down-Syndrom leidet.

Immer wieder steht in den Tagen nach Lucys Tod ein chinesisches Mädchen auf der anderen Straßenseite und beobachtet das Haus der Coulters. Ethie findet heraus, dass sie am Tag, als ihre Mutter starb, noch mit dieser gesprochen hat. Worum ging es in diesem Gespräch und hat die Chinesin namens Lily am Ende etwas mit Howards Zeit in Hongkong zu tun?

Nach und nach beschreibt Donna Milner in ihrem neuen Roman den Weg einer Familie zurück ins Leben. Parallel zur Gegenwart erzählt sie aus Howards Vergangenheit. Es sind grausame Episoden aus Schlachten und Gefangenenlagern, die nun besser verständlich machen, warum Howard sich so benimmt, warum er manchmal seine eigenen Kinder nicht wahrzunehmen scheint, so dass man ihn wachrütteln möchte.

Das Ende ist nach der Hälfte des Romans vorhersehbar und ein wenig zu gewollt. Lucy, um deren Tod es ja eigentlich geht, kommt dabei zu kurz - ihr Tod scheint nur der Motor zu sein, der die Handlung in Gang setzt. Dennoch ist "Der Tag, an dem Marylin starb" ein wunderschöner Roman über die Liebe und ein Mahnmal für die Veteranen und Opfer des Krieges zugleich.