Wenn einen die Vergangenheit wieder einholt

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Am 5. August 1962 stirbt nicht nur Marilyn Monroe, sondern wird auch Lucy Coulter tot auf einem Schiff im Hafen gefunden. Gemeinsam mit ihrer Freundin starb sie an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Sie hinterlässt einen Ehemann und drei Kinder, den 20-jährigen Frankie, den 14-jährigen Christopher und die elfjährige Ethel. Doch die drei haben nicht nur den Tod der Mutter zu betrauern, sondern können auch nicht auf die Hilfe ihres Vaters Howard zählen. Er ist oft abwesend und wirkt in sich gekehrt. Der Todestag der Mutter stellt das Ende eines eingefahrenen Familienlebens dar.

 

Was anfangs einen Krimi erahnen lässt, entpuppt sich bald als mitreißende Familiengeschichte. Der Roman wird in einem Rückblick aus Sicht der Tochter erzählt. Ethel berichtet, wie sie den Todestag der Mutter und die Zeit danach erlebt hat. Der zweite Roman von Donna Milner erzählt ein Drama, das auch beim Leser viele Emotionen anspricht. Die Charaktere sind facettenreich und liebenswürdig gezeichnet. Es ist bewegend, wie sich die Kinder wieder dem Leben zuwenden, ihre Trauer verarbeiten und sich zusätzlich auch um ihre eigene Zukunft sorgen müssen. Die Last wird dabei auf Frankie und Ethel verteilt. Christopher hat das Down-Syndrom und sorgt damit immer wieder für Bodenhaftung, indem er die Dinge sehr einfach sieht und seine Schlüsse daraus zieht.

 

Der zweite Handlungsstrang behandelt die Kriegserlebnisse von Howard und liegt zeitlich nochmal 20 Jahre zurück. Lucy und er hatten sich gerade kennengelernt, als er sich als Freiwilliger beim kanadischen Militär meldete. 1941 unterstützt Kanada die Britische Armee in Hongkong. Die Ereignisse werden als eingeworfene Episoden, teilweise aus Briefen, erzählt. Die grausamen Bilder, die sich in Howards Gedächtnis eingebrannt haben, werden einfühlsam ausgedrückt, ohne Partei für den einen oder anderen zu ergreifen. Geschickt verbindet die Autorin Vergangenheit und Gegenwart, ohne dass der Leser den Faden verliert. Wie ein Wasserstrudel zieht das Buch den Leser in seinen Sog, wird immer schneller, um ihn am Ende aufgewühlt zu entlassen. Auf dieses Buch sollte man sich einlassen, um es genießen zu können.