Ein historischer Kriminalroman

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takabayashi Avatar

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Ein kleines Mädchen rennt barfuß und im Nachthemd durch die heiße New Yorker Sommernacht, von niemandem beachtet, bis sie mit Timothy Wilde zusammenstößt, dem jungen Polizisten, der bemerkt, dass sie über und über mit Blut besudelt ist. Er nimmt sie unter seine Fittiche und nimmt sie mit nach Hause zu seiner Zimmerwirtin.
Timothy Wilde ist Mitglied der ersten offiziellen New Yorker Polizeitruppe - man schreibt das Jahr 1845. Der Ermittler - denn genau zu dem wird der anfängliche Streifenpolizist im Laufe der Handlung - hat seine Eltern schon sehr früh bei einem Brand verloren, und er und sein älterer Bruder Valentine mussten sich allein durchschlagen. Als Zwölfjähriger hat er bereits als Helfer eines Fährmanns gearbeitet hat und dann viele Jahre als Barkeeper in Nicks Kneipe, wo er eine hervorragende Menschenkenntnis entwickelt hat. Dann verliert er bei einem Großbrand, dem zahlreiche Gebäude in Lower Manhattan zum Opfer fallen, seinen Job und all seinen Besitz.
Sein Bruder - eine zwielichtige Gestalt mit großem politischen Einfluss -, zu dem er ein sehr gespaltenes Verhältnis hat, verschafft ihm die Stelle als Polizist. Es stellt sich nach einer Weile für Timothy heraus, dass er damit seine Berufung gefunden hat. Eine wesentliche Rolle spielen auch Mercy Underhill, seine langjährige Jugendfreundin, in die er heimlich verliebt ist, und deren Vater Reverend Underhill.
Zunächst wird eine Kinderleiche gefunden, ein Junge, der in einem Freudenhaus als Kinderprostituierter gehalten wurde. Bird, das kleine Mädchen mit dem blutigen Nachthemd, hat auch dort gearbeitet und bringt den Polizisten auf diese Spur. Später wird eine Grabstelle mit den Überresten von 19 Kindern entdeckt.
Der Volkszorn richtet sich auf die Iren, denn diese größte Einwanderergruppen ist aufgrund ihres katholischen Glaubens sehr unbeliebt, und man traut ihnen zu, für obskure papistische Rituale auch kleine Kinder zu schlachten. Der Polizeichef George Washington Matsell (eine reale Figur) versucht diese Gerüchte zu unterdrücken, um Gewaltausbrüche zu verhindern.
Die Autorin hat offensichtlich sehr gut recherchiert, und versteht es, uns ins New York dieser frühen Phase zu versetzen. Dort ging es sehr rauh zu, und die Religion spielte eine große Rolle, besonders auch in der Politik. Man erfährt viel über die damaligen Lebensverhältnisse und auch über die Abneigung gegen die Iren, über deren Ausmaß ich sehr erstaunt war. Der Protagonist ist sympathisch, die Handlung spannend, interessant und mit viel Zeitkolorit. Leseempfehlung!