Eine lange und ereignisreiche Reise!

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sternchen1202 Avatar

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„Ich habe in den letzten acht Monaten genug erlebt für ein ganzes Leben. Ich habe so viel gesehen, so viel gelernt und auch erfahren, wie viel mehr es noch zu wissen gibt. Also bin ich zwar immer noch ein Dummkopf, aber ein Dummkopf, der Fragen stellen kann, auf die zehn weise Männer keine Antwort wissen.“

Der Brite Robert Lyndon beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Falken und der Falknerei. Als Historiker lag sein Fokus auf der Verwendung von Falken im Mittelalter. Sein Debütroman „Der Thron der Welt“ (Originaltitel: Hawk Quest) enthält einige Szenen, die auf eigenen Erfahrungen als Falkner, Kletterer und Reisender beruhen.
Lyndon lebt in Dorset und arbeitet bereits an der Fortsetzung seines Romans.

Inhalt:
Vallon, ein fränkischer Söldner, ist 1072 auf dem Weg nach Italien, als er Hero und seinen Herren Cosmas in den Alpen trifft. Heros Herr stirbt noch in derselben Nacht und Vallon erklärt sich bereit, mit Hero die begonnene Reise fortzusetzen. Sie machen sich auf den Weg nach England, um dem normannischen Grafen Olbec eine Lösegeldforderung für seinen Sohn Sir Walter zu überbringen. Gemeinsam erreichen sie die Burg, doch hier stoßen sie auf den Widerstand Drogos, der Halbbruder Walters, der Walter tot sehen möchte, damit er Alleinerbe wird. Doch Olbecs Frau Margaret will ihren Sohn zurück, koste es, was es wolle – und der Preis ist nicht gering: 69 Pfund Gold, 10 Pfund baltischer Bernstein oder 4 weiße Gerfalken, die jedoch nur sehr schwer zu bekommen sind.
Vallon und Hero begeben sich zusammen mit Wayland, einem stummen Falkner, seinem Wolfshund, Richard, einem weiteren Halbbruder Sir Walters und Raul, einem saufenden, starken Deutschen, auf die gefährliche Suche nach den weißen Falken. Die Reise führt sie dabei quer durch England, durch das sie von Drogo und seinen Männern verfolgt werden, nach Schottland, Island, Grönland, Norwegen und Russland, um schließlich an ihrem Ziel in Anatolien anzukommen. Ihr Weg wird von vielen Gefahren, Angriffen, Hinterlist und dem Tod begleitet. Doch auch die Liebe begleitet die Reisenden… Endlich in Anatolien angekommen, wähnen die Gefährten sich am Ziel ihrer langen und beschwerlichen Reise, doch auch bei dem Emir kommt zu weiteren Verwicklungen, die Vallon, Wayland, Hero und die anderen überstehen müssen.

Zu Beginn muss ich sagen, dass „Der Thron der Welt“ der erste historische Roman war, den ich gelesen habe und ich habe es nicht bereut. Der Roman hat mich an manchen Stellen so gefesselt, dass ich sogar nachts von einer eigenen Reise durch das Europa der Vergangenheit geträumt habe…
Mir hat die Geschichte von der langen und beschwerlichen Reise im 11. Jahrhundert gefallen, die Vallon, Wayland, Hero, Raul, Richard und die anderen unternehmen. Mit dieser Reise waren sehr viele geschichtliche Fakten verbunden, die mir zum Teil neu oder auch in Vergessenheit geraten waren. Nachdem ich den Roman gelesen hatte, musste ich sehr viel mehr, was mir gut gefallen hat.
An „Der Thron der Welt“ haben mir besonders gut die Figuren gefallen. Jede Figur (auch der Hund) hat einen eigenen Charakter, wird von bestimmten Zielen getrieben und verfolgt diese. Dabei vollzieht sich eine logische Entwicklung, die der Leser sehr gut nachvollziehen kann. Meine absoluten Lieblinge sind Vallon, der zu Beginn sehr geheimnisvoll auftritt, und Wayland, der anfangs stumme Falkner. Beide Männer haben Geheimnisse, die sich erst im Laufe der Geschichte aufklären, und beide haben ein sonderbares Verhältnis zu Frauen, was sich aber auch verändert.
Da der Roman mit seinen 956 Seiten (54 Kapitel, die nach den Reiseabschnitten eingeteilt sind) sehr umfangreich ist, hatte ich sehr viel Zeit, alle Figuren in mein Herz zu schließen. So bewegte mich der Tod einzelner Figuren auch sehr und ich konnte die Traurigkeit der restlichen Gefährten sehr gut nachvollziehen. Auch habe ich mich immer wieder dabei ertappt, wie sich meine gesamte Muskulatur anspannte, wenn Hero eine seiner Operationen durchführen musste.
Auch die Karte des Europas des 11. Jahrhunderts hat mir sehr geholfen, um die Reise nachzuvollziehen. Jedoch haben sich hier auch einige Ungereimtheiten eingeschlichen. So reisen die Gefährten vom Weißen Meer aus über einen Fluss, der durch verschiedene Seen führt. Diese Verbindung von dem Meer zu dem ersten See gibt es laut der Karte jedoch nicht.
Weiterhin ist mir (negativ) aufgefallen, dass es sehr viele Abschnitte in dem Roman gibt, die Gegenstände(z.B. Schiffe), Landschaften usw. sehr genau und detailreich beschreiben. Diese Abschnitte empfand ich als sehr langatmig und langweilig. Ich habe mich regelmäßig dabei ertappt, wie ich die Abschnitte nur überflogen habe und mir daraus rein gar nichts behalten konnte. Es gab auch Abschnitte, bei denen ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte einfach nur vor sich „hin plätscherte“ und der nächste Überfall oder Hinterhalt bereits sehr absehbar war. Fesseln konnten mich hier nur die Schicksale der einzelnen Personen.
Des Weiteren haben sich auch immer wieder Druckfehler und Grammatikfehler eingeschlichen. Zum Beispiel auf Seite 265 „(…) anfingen, ihnen über die Buch zu folgen (…)“ – Muss es nicht Bucht heißen? Auf Seite 493 heißt es dann „Niemand wir ihr etwas tun.“ Was mich jedoch am meisten gestört hat war auf Seite 791 „(…)aber ein Dummkopf, der Fragen stellen kann, auf die zehn weise Männern keine Antwort wissen.“
Ich muss noch anmerken, dass ich den Originaltitel „Hawks Quest“ viel treffender finde als der deutsche Titel. Der Thron der Welt wird in dem Roman kein einziges Mal erwähnt und um was es sich dabei handeln soll, kann der Leser sich nur denken. Die weißen Gerfalken stehen viel deutlicher im Vordergrund und ein Titel, in dem die Falken erwähnt werden, erscheint mir passender.
Abschließend kann ich sagen, dass die Lektüre des Romans „Der Thron der Welt“ eine interessante Erfahrung war und ich die Personen alle in mein Herz geschlossen habe. Jedoch hat sich das Lesen sehr lange hingezogen und die Handlung verlief an einigen Stellen sehr schleppend.
Fans von historischen Roman ist das Buch aber auf jeden Fall zu empfehlen!