Schuld und Verantwortungsgefühl

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
gisel Avatar

Von

Cecilia Price ist nach der Untersuchungshaft in eine Therapieeinrichtung gekommen und wartet auf ihren Prozess. Sie hatte ihren Bruder tot aufgefunden; als sie den Notruf angerufen hatte, gab sie sich selbst die Schuld an seinem Tod. Bereits in den Jahren davor war ihre Familie von einem schweren Schicksalsschlag getroffen: Ihre Mutter starb an Krebs. Ihr Bruder war ein erfolgreicher Sportstar an der Schule, doch eine Knieverletzung riss ihn dort heraus und er wurde tablettensüchtig. Ihr Vater drückt die Augen davor zu, die familiäre Atmosphäre ist angespannt. Wie kam es dazu, dass der Bruder an einer Überdosis starb, und welche Schuld trifft CeCe daran? Welche Zukunft kann sie noch haben? Sie kapselt sich völlig in sich selbst ab und lässt niemand an sich heran.
Es ist eine tragische Geschichte, die Kelly Fiore hier schildert. Die Erzählung spielt in zwei Zeitebenen: Zum einen in der Gegenwart, wenn CeCes Anwältin und ihre Therapeutin ihr zu helfen versuchen, zum anderen werden die Ereignisse aufgerollt, die zu Cyrus Tod führten. Dadurch baut sich eine besondere Spannung auf, die bis zum Schluss gut gehalten wird. Der Leser fühlt mit CeCe mit, kann ihre Entscheidungen jederzeit gut nachvollziehen. Das ist zum einen der Ich-Perspektive zu verdanken, aber auch dem leicht verständlichen Sprachstil: Das Buch ist aufgebaut, als wenn tatsächlich eine Jugendliche ihre Geschichte erzählen würde. Dazu passt auch hervorragend das Coverbild mit der Jugendlichen, die vor einem tiefen Abgrund steht, vielleicht ist es eine Brücke, und verzweifelt die Augen schließt.
Dieses äußerst eindrückliche, sehr empathisch geschriebene Buch überzeugt insgesamt, und so fällt es mir leicht, es unbedingt weiterzuempfehlen.