Wie viel Schuld kann ein Mensch tragen?

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nanacookie Avatar

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Cecelia Price hat ihren Bruder umgebracht. Behauptet sie zumindest. Nun sitzt sie in U-Haft und wartet auf ihren Prozess. Ihre Anwältin versucht herauszufinden, was an jenem Tag geschah, aber Cecelia will über ihre Schuld nicht sprechen.

Die Erzählperspektive ist interessant und zugleich gut gewählt. Zum einem erfährt man, was die Wochen vor dem entscheidenden Ereignis passiert ist, zum anderem begleitet man Cecelia nach ihrer Verhaftung bis zu ihrem Prozess. In beiden Erzählsträngen wird langsam darauf zu gearbeitet, was an dem Tag, an dem Cecelias Bruder Cyrus starb, wirklich passiert ist. Nach und nach erfährt man Cecelias Rolle darin und wie es zu all dem kommen konnte.

Genau wie es zwei Zeitperspektiven gibt, scheint es auch zwei Cecelias zu geben. Vor dem Tod ihres Bruders war sie eine eher zurückhaltende und schüchterne Person. Eine Musterschülerin, die sich auf das College freute. Bis sie in eine Sache verwickelt wird, die gar nicht zu ihr passt und eine Kettenreaktion auslöst. Nach ihrer Verhaftung wird sie zu einer verschlossenen, eher kalten Person, die mit niemanden reden möchte. Im Inneren kämpft sie aber mit ihrer Schuld und ihren Erinnerungen.

Die Geschichte wird ruhig auf einer emotionalen Ebene erzählt. Man bekommt gute Einblicke in Cecelias Emotionen und Gedankenwelt. Da man nicht wirklich weiß, was Cecelia getan hat, schwankt man zwischen Mitgefühl für sie und dem Gedanken, dass sie es vielleicht verdient hat. Es geht viel über die Aufarbeitung von Schuldgefühlen und die Übernahme von Verantwortung von den eigenen Taten. Dabei wird nicht nur Cecelia beleuchtet, sondern auch andere Charaktere vorgestellt, die es nicht immer leicht hatten und auf ihre Weise versuchten, aus ihrem Leben auszubrechen.

Cecelias Weg zur Akzeptanz, was passiert ist, wird gut dargestellt. Das Ende ist sehr passend. Nicht zu dramatisch oder zu überzogen. Dafür realistisch und nachvollziehbar. Die kleine Liebesgeschichte, die mit eingebaut worden ist, war nicht ganz greifbar und auch nicht so gut ausgearbeitet wie der Rest des Buches.