Der Tod bin ich

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Ein junger Physiker flieht aus der ehemaligen DDR, wird von den Geheimdiensten angegraben und an einem renommierten Institut platziert. Er findet die Weltformel und vergisst sie wieder, findet eine Frau und verliert sie wieder und endet schließlich als Gutsverwalter. Zwischendrin ein bisschen Spionage und Gegenspionage.

Die Geschichte beginnt an vielen verschiedenen äußeren Ecken, was den Leser auf die Zusammenhänge warten lässt. Manchen Leser dürfte dies auch überfordern. Überhaupt ist es kein Buch für den eiligen Konsumenten, der nur von Splatterszene zu Splatterszene springen möchte. Die gibt es hier nicht und das Buch hat sie auch nicht nötig. Der Autor lässt sich Zeit. Er beschreibt jede Szenerie sehr genau; er will, dass sich der Leser den jeweiligen Ort der Handlung deutlich vorstellen kann und schafft das auch. Hierzu gönnt er sich durchaus einige Adjektive und genehmigt sich gelegentlich ein Fremdwort.

Man muss kein Physikstudium vorweisen können oder ein Spitzenabitur mit entsprechenden Leistungskursen, um das Buch zu verstehen (obwohl das in einigen Passagen sehr hilfreich ist). Auch wer mit Quarks & Co nichts anfangen kann, ist in der Lage, der Handlung zu folgen.

Wenn der Autor die Gefühle seines Protagonisten beschreibt, wirkt seine Sprache leicht antiquiert. Auch hätte er sich einige Handlungsteile sparen können, da sie die Geschichte nicht weiterbringen, bestenfalls als Überleitung von einer Herzensdame zur nächsten und weil in so ein Buch ja auch ein Schuss Erotik gehört. Dieses Genre liegt dem Autor jedoch nicht besonders (muss es ja auch nicht, schließlich handelt es sich um eine Spionagegeschichte und nicht um einen der Biss-Romane oder Shades of Grey).

Einige Teile der Handlung sind vorhersehbar (spätestens beim zweiten Mord weiß man, wer mit wem verwandt ist) und einige nicht ganz glaubhaft (der geniale Physiker kann seine Formel nicht mehr entschlüsseln oder verzichtet aus Edelmut und um die Welt zu retten auf seinen wissenschaftlichen Ruhm), aber schließlich handelt es sich um einen Roman und nicht um ein Sachbuch.

Insgesamt schafft es der Autor, die Spannung ständig aufrecht zu erhalten und verliert – was in Spionageromanen nicht immer der Fall ist – nie den roten Faden. Auch hat das Buch – was bei Spionageromanen auch nicht immer der Fall ist – ein gewisses Niveau. Für den Leser, der sich Zeit nimmt und nicht nur durch das Buch hetzt, ein ganz nettes Lesevergnügen.