Kalter Krieg

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herbert grießhammer Avatar

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Zu Beginn de Buches dachte ich: Ein Spionage-Krimi, der sich in der Zeit des kalten Krieges abspielt. In gewisser Weise stimmt das auch, und doch ist alles ganz anders. Es ist die Lebensgeschichte zweier Männer in der Zeit von 1957 bis 2006. Es beginnt 2006. Ein alter Mann wird ermordet. Seine Tötung wirkt wie eine Hinrichtung. Der Mörder zeichnet an der Stelle, wo der Tote liegt, zwei übereinanderliegende Dreiecke in den Sand. Zunächst vermutet man, es wäre so eine Art Davidstern und damit eine Tat mit antisemitischem Hintergrund. Doch dem ist nicht so. Man erfährt, daß der Tote unter einem Decknamen gelebt hatte. Er nannte sich Eulmann. Sein richtiger Name war Oftenhain. Es erfolgt eine Rückblende in das Jahr 1957. Der junge Oftenhain lebt in der damaligen DDR. Er hat Physik studiert, ist ein hoffnungsvoller, junger Atomphysiker.Sein Vater, Pastor von Beruf, wird vom Staatssicherheitsdienst eingesperrt. Oftenhain flieht in die Bundesrepublik. Die Sowiets haben soeben den ersten Satelliten, genannt Sputnik, ins All geschossen. Die Amerikaner haben Angst, den Anschluß zu verlieren. Oftenheim wird vom amerikanischen Geheimdienst angeworben. Man vermittelt ihm ein Stelle bei einem anerkannten Physikwissenschaftler in Zürich. Auf dem Weg dahin nimmt er Station bei einer Tante in Freiburg. um ein paar Tage auszuspannen. Ein Besuch in Straßburg führt dazu, daß er auch vom sowietischen Geheimdienst angeworben wird. Die geschieht nicht freiwillig. Man benutzt seinen im Gefängnis in Bautzen einsitzenden Vater als Druckmittel. Dermaßen ausgestattet, tritt er seine Stelle bei Prof.Petri in Zürich an.
Dort wird er bald zum unentberlichen Helfer des Wissenschaftlers. Er beschäftigt sich mit Quanten-Physik. Die Entdeckung einer Weltformel steht unmittelbar bevor. Doch sowohl die Sowiets, als auch die Amerikaner und die Engländer bleiben nicht untätig. Sie verlangen von Oftenhain Resultate. In seiner Not setzt er die wissenschaftlichen Aufzeichnungen in Musiknoten um. Er komponiert daraus ein Musikstück. Niemand anders als er selbst kann dieses Musikwerk dechiffrieren. In dieser Zeit lernt Oftenhain ein junges Mädchen kennen. Es stammt aus den österreichischen Bergen. Bald verbindet sie eine innige Liebe und sie erwartet ein Kind. Oftenhain nimmt dies zum Anlass, seine Doppelagententätigkeit aufzugeben. Doch das können beide Seiten nicht zulassen. Bei einer wilden Schießerei wird Oftenhain schwer am Kopf verletzt. Offiziell wird er für tot erklärt. Es ist das Jahr 1965. Oftenhain wurde durch die Kopfverletzung zwar nicht getötet, seine Fähigkeit, physikalische Zusammenhänge zu erkennen, hatte er aber verloren. Er konnte seine in ein Musikstück umgewandelten mathematischen Formeln nicht mehr dechiffrieren. Er war als Agent wertlos geworden.
Seine damalige Freundin glaubte, Oftenhain sei tot und kehrte mit dem inzwischen geborenen Jungen in ihr Bergdorf zurück. Sie heiratete. Später kam Oftenhain ebenfalls in dieses Bergorf und trat eine Stelle als Gutsverwalter an. Nunmehr nannte er sich Eulmann. Der Sohn seiner ehemaligen Verlobten wurde Jahre später auf demselben Gut als Gehilfe angestellt. Er wußte nicht, daß Eulmann sein Vater war. Langsam schließt sich der Kreis. Man schreibt das Jahr 2006. Eulmann wird ermordet. Seine ehemalige Verlobte vermutet, daß dieser und ein weiterer Mord dem englischen Geheimdienst anzulasten ist. Sie reist nach England. Auch ihr Sohn kam zu dieser Erkenntnis und reiste ebenfalls nach England. Dort treffen sie nun alle zusammen: Ehemalige Englische und Sowietische Agenten, der Sohn Eulmanns und seine Mutter. Der Mörder Eulmanns, oder besser Oftenhains, wird gefunden. Es ist ein englischer Physikwissenschaftler, Prof. David Ashton. Dieser glaubte, Oftenhain habe ihn um die Früchte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit betrogen. Deshalb mußte Oftenhain sterben. Ashton wird von einem Turm in die Tiefe gestürzt und stirbt. Auch den englischen ehemaligen Geheimdienstler ereilt sein Schicksal. Der ehemalige sowjetische Agent, Aaron Malikow, überlebt. Er kehrt unbehelligt nach Berlin zurück. Der Sohn Oftenhains und seine Mutter kehren ebenfalls in ihre österreichische Heimat zurück.

Dieses Buch ist keine leichte Bettlektüre. Es ist spannend, von der ersten bis zur letzten Seite. Erschwerend ist, daß zwei verschiedene Personen in Ich-Form berichten. Zunächst ist es der Sohn Oftenhains, später dann Oftenhain selber. Zum Schluß wiederum berichtet dann der Sohn Oftenhains in Ich-Form. Erst da erfährt man auch seinen Namen: Er heißt Tino. Weite Teile des Buches beschäftigen sich außerdem mit physikalischen Dingen. Hintergrund ist der Kampf Sowietunion gegen US-Amerika um die Vorherrschaft. Wie schon gesagt: Ein Buch, das man nur ungern aus der Hand legt.
Ach ja, was hat es mit den beiden gegeneinanderstehenden Dreiecken, die eingangs erwähnt wurden, auf sich? Sie sind Symbole aus der Atom-Physik. Wer näheres wissen will, sollte das Buch lesen.