Agatha Christie hoch zehn

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julemaus94 Avatar

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Wer die kluge Detektivarbeit von Agatha Christies Miss Marple und Hercules Poirot mag, wird dieses Buch lieben. Und dabei ist es so viel mehr als eine gute Ermittlungsgeschichte.

Jan Haan, der Gouverneur der holländischen Kolonie Batavia, tritt gemeinsam mit seiner Familie die Heimreise an, um in ein begehrtes Amt aufzusteigen. Doch bevor er und seine diversen Begleiter, unter anderem der berühmte Detektiv Samuel Pipps und sein Kompagnon Arent Hayes, ihr Schiff "Saardam" betreten können wird eine unheilvolle Prophezeiung ausgesprochen und schon bald geschehen merkwürdige Dinge, verübt im Namen des "Alten Tom". Ob sie die Heimat heil erreichen werden?

Bricht man diese 600 Seiten auf das wesentlichste hinab, könnte man sagen, das zweite Buch von Erfolgsautor Stuart Turton sei ein Kriminalroman. Er selbst gibt zu, sich beim Schreiben in die Denkweise Sherlock Holmes hineinversetzt zu haben. Und doch ist es so viel mehr, dank einer überragenden Komplexizität, mit der schon sein Debut vor zwei Jahren die Leserschaft in zwei Lager gespalten hat.

In gewohnter Manier überschwemmt er den Leser mit einer Detailverliebtheit, geht es um das historische Setting und die Beschreibungen des Handlungsortes. Die "Saardam" erhebt sich wie ein Geisterschiff im Nebel meiner Vorstellungskraft, tatkräftig unterstützt durch die liebevoll gestaltete Übersichtsskizze im Umschlag des Buches.

Und auch die Figuren überzeugen mit Komplexizität und Charaktertiefe. In die, wenn auch interessante, doch trotzdem zu Beginn recht einfache Kriminalgeschichte mischen sich schnell ernstere Themen, die im Jahre 1634 ebenso aktuell sind, wie sie auch heute noch Gesprächsstoff liefern.

Fazit:
Man könnte mit Sicherheit darüber diskutieren, ob die doch recht umfangreiche Erzählung nicht etwas eingekürzt hätte werden können, und doch lohnt sich jede einzelne Seite. Ich zumindest habe keine einzige davon bereut.