Der alte Tom

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archer Avatar

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1634. Die Ostindienkompanie ist so ziemlich die mächtigste Gesellschaft der Welt. Als von Batavia aus sieben Schiffe in See stechen, um nach Amsterdam zu segeln, sind nicht nur viele Hoffnungen und Träume, sondern auch Musketiere, Adlige, Matrosen und ein Gefangener an Bord: Sammy Pipps, der berühmteste Ermittler seiner Zeit liegt in Ketten, obwohl er kurz zuvor noch für den Generalgouverneur Haan etwas Wertvolles zurückgebracht hat. Doch damit ist es nicht getan. Etwas Böses, Grausames hat sich hereingeschlichen, etwas, das alte Verbrechen wieder ans Licht zieht, Rache üben und Unheil bringen will. Schon nach kurzer Zeit sterben Leute und passieren teuflische Dinge. Und Arent Hayes, der sonst immer als Assistent und Bodyguard des berühmten Detektivs fungiert hat, muss zusehen, diesen Fall allein zu lösen, sonst stirbt nicht nur Sammy, sondern alle an Bord könnten ihr Leben verlieren.

Wow, wow, wow. Was für ein großes Kino Turton hier auffährt. Ich mochte ja seinen Erstling schon ziemlich gern, aber hier hat er noch mal eine Schippe drauf gepackt und er bittet nicht darum, uns ins dunkle Meer mitzunehmen, er packt uns, egal, ob wir schreiend und strampelnd dagegen angehen. Er und sein Teufel, der alte Tom, zeichnen das Teufelszeichen auf unsere Hände und Stirnen, flüstern uns des Nachts ungehörige Dinge ins Ohr, versprechen, verführen und verleiten. Mit einem Ruck befindet man sich auf einem Holzschiff des 17. Jahrhunderts, ist mitten unter den brutalen Gesellen, die dort arbeiten und für weniger als eine Handvoll Gold nicht nur sich selbst, sondern auch des Teufels Großmutter verkaufen würden. Die Adligen sind keinen Hauch besser, kriegen nie genug, intrigieren, verachten, verurteilen. Frauen werden als Untertanen angesehen, die jederzeit verschachert werden können, und sollte sich eine als schlau erweisen, ist sie bestimmt eine Hexe.

Turton nimmt sich Zeit für die Geschichte, er hastet nicht durch, er setzt uns in ein 3-D-Kino und zeigt uns die Decks, die Tagelage, die Prügeleien der Matrosen. Dennoch hatte ich nicht eine Sekunde lang das Bedürfnis, das Buch weglegen zu wollen. Die Ideen, die Umsetzung, diese Homes-und-Watson-Paarung des 17. Jahrhunderts hatten mich am Haken, so sicher, als hätte es Captain Hook auf mich abgesehen. Vielleicht sollte ich eine Warnung aussprechen: Dieses Buch ist nichts für Leute, die sich nicht mehr als drei Personen merken können. Sie ist nichts für Zartbesaitete oder diejenigen, die ein klares Happy End erwarten. Auch Ungeduldige kommen wohl nicht auf ihre Kosten. Allen jedoch, die sich auch gern mal Zeit für eine Entwicklung nehmen, die sich gern in eine Zeit oder Geschichte hineinziehen lassen, die kein Problem damit haben, Charaktere im Gedächtnis zu behalten und auch zuzuordnen, all denen sage ich: Schiff ahoi! Segelt los, meinen Segen habt ihr!