Ein Jahreshighlight

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Was für ein Highlight!
"Der Tod und das dunkle Meer" ist das zweite Buch von Stuart Turton. Bereits sein Debüt "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" hat mich absolut verzückt und so ging ich natürlich mit großen Erwartungen an das Buch. Ich kann euch sagen, meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Der Kriminalroman ist eine Wucht. Die gut 600 Seiten fliegen nur so dahin.

Im Jahr 1634 fährt ein Schiff von Indonesien nach Amsterdam. Neben der Besatzung sind auch einige Edelleute sowie der bekannte Detektiv Samuel Pipps und sein Freund und Beschützer Arent Hayes an Bord der Saardam. Doch auch eine dunkle Macht ist zugegen und macht den Menschen die Schifffahrt zur Hölle: Menschen sterben, Angst und Aberglaube greifen um sich.

Klingt das gut? Ja! Und lasst euch gesagt sein, es klingt nicht nur gut.

Schon die ersten Seiten haben mich mitten ins Geschehen gerissen. Bevor die Saardam ablegt, teilt ein Aussätziger der versammelten Mannschaft mit, dass die Reise verflucht ist und der Teufel mitreisen wird. Dann geht er in Flammen auf. Auf den wenigen ersten Seiten lässt Stuart Turton schon so viel passieren, dass ich nur dachte, was wird noch alles passieren? Nun, einiges…

Ein leises Flüstern geht auf dem Schiff um. Eine Stimme raunt der Besatzung und den Edelleuten zu, dass sich ihre größten Wünsche erfüllen werden, aber dafür müssen sie natürlich auch etwas tun. Umsonst ist eben nichts. Das Misstrauen untereinander wächst. Wer ist der Aussätzige, der über das Deck schleicht? Ist es der, der im Hafen von Batavia verbrannt ist? Wie kommt er – lebendig – auf dieses Schiff? Und überall wimmelt es vor den Zeichen des Teufels, den alle nur der Alte Tom nennen. Drei unheilige Wunder werden geschehen und dann sollen alle sterben, die sich nicht dem Teufel anschließen.

Stuart Turton spielt mit den Menschen auf dem Schiff. Jeder ist verdächtig, dem Alten Tom zu dienen. Er spielt Reiche und Arme gegeneinander aus, lässt sie aber auch Verbindungen knüpfen. Das macht er in einem mitreißenden Erzählstil und gutem Tempo. Der Tod und das dunkle Meer lässt sich kaum aus der Hand legen. Dadurch, dass niemand das Schiff verlassen kann, gerät das Buch zu einem unheimlichen und spannenden Kammerspiel. Überall lauern Gefahren, Falltüren, Geheimverstecke, Menschen, die an nassen Schiffswänden heraufklettern… Hach, ich bin begeistert. :)

Auf den letzten Seiten hatte ich plötzlich eine bange Vorahnung, dass die Auflösung mir nicht gefallen wird. Aber Stuart Turton reißt das Ruder rum und präsentiert eine Erklärung, die mich komplett überrascht und sehr befriedigt das Buch zuschlagen lässt. Bravo Stuart Turton – und Bravo Dorothee Merkel, die das Buch hervorragend übersetzt hat (wie auch schon Stuart Turtons erstes Buch).

Wer sich Sorgen macht, dass das Buch zu historisch sein, dem nehme ich gern die Sorge. Stuart Turton schreibt in einer sehr humorvollen Nachricht am Ende des Buches (auch unbedingt lesen!), dass "Der Tod und das dunkle Meer" weder ein historischer Roman, noch einer über Schiffe ist. Er schreibt, dass er Details bewusst ignoriert hat und sich die geschichtlichen Ereignisse auch zu anderen Zeiten oder ganz anders (oder gar nicht) zugetragen haben. Natürlich spielt die Geschichte auf einem Schiff, weshalb auch maritime Begriffe fallen, aber das sollte niemanden vom Lesen abhalten.

Fazit
Ein temporeicher, spannender und mitreißend geschriebener Kriminalroman, der mit ambivalenten Charakteren und überraschenden Wendungen punktet. "Der Tod und das dunkle Meer" ist ein grandioses Schauer- und Kammerspiel zu hoher See, das ich euch sehr gerne ans Herz lege.