Eine gelungene Mischung aus Spannung und Historie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
elke17 Avatar

Von

„Der Tod und das dunkle Meer“ ist nach „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ der zweite Roman des englischen Autors Stuart Turton und bietet wie dieser dem Leser eine höchst komplexe und verschachtelte Geschichte, die keinem Genre eindeutig zuzuordnen ist. Die Bezeichnung Kriminalroman wird dem Buch nur in Ansätzen gerecht, denn bei dieser Genrezuordnung werden sowohl die historischen als auch die mystischen Anteile außen vor gelassen. Und natürlich bleiben damit auch die Elemente, die wir von maritimen Abenteuerromanen kennen, unberücksichtigt. Apropos Schauplatz, Romane, die an Bord eines Schiffes verortet sind, haben ihre eigene Magie. Der abgeschlossenen Raum, die genau definierten Personengruppe, das Fehlen äußerer Einflüsse, die Ohnmacht gegenüber den Elementen und das daraus resultierende Gefühl des Ausgeliefertseins, all das macht auch die Faszination von Stuart Turtons „Der Tod und das dunkle Meer“ aus.

Im Jahr 1634 ist ein Dreimaster der Ostindien-Kompanie von Indonesien aus auf dem Weg nach Amsterdam. An Bord befindet sich neben anderen Passagieren nicht nur der Generalgouverneur von Batavia samt Frau, sondern auch der Meisterdetektiv Samuel Pipps und dessen Freund und Assistent Leutnant Arent Hayes. Den Gouverneur erwartet am Ankunftsort eine Ehrung, den Detektiv der Galgen. Aber bis es soweit ist, gilt es noch jede Menge Gefahren abzuwehren, Geheimnisse zu lüften und Abenteuer zu bestehen.

Das Setting orientiert sich an den klassischen Kriminalromanen, wobei ein Schiff als „locked room“ eher ungewöhnlich ist. Alle an einem Ort, keiner kann entkommen. Und auch die Schilderungen des Schiffsalltags wirken lebendig und authentisch, mit Seefahrer-Romantik hat das nichts zu tun. Man sieht den Dreck, riecht den Gestank und empört sich über die Brutalität, mit der nicht nur die Matrosen behandelt werden. Und auch die Charakterisierung der Personen ist dem Autor gut gelungen, obwohl er die Leser:innen öfter über deren Handlungsmotive im Unklaren lässt und mit überraschenden Wendungen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit aufwartet. Zuletzt die Themen, die Turton abarbeitet. Diese sind vielfältig, laufen aber fast alle auf den ewigen Widerstreit zwischen Gut und Böse hinaus. Freundschaft und Loyalität, Versuchung und Gier, und nicht zuletzt wird interessanterweise auch die Stärke der Frauenfiguren in beeindruckender Weise zur Sprache gebracht.

Eine fesselnde Mischung aus Spannung und Historie, angereichert mit jeder Menge Überraschungsmomenten. Gelungen!