sprengt Genregrenzen

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Endlich erscheint der neue Roman von Stuart Turton auf deutsch, denn sicherlich habe ich kaum einer Übersetzung so entgegengefiebert dieses Jahr wie dieser hier! Mich konnte "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" so unglaublich fesseln und begeistern, dass ich spürte, dass mich auch hier wieder etwas total neues erwarten würde.

Gemeinsam mit den Passagieren begibt man sich auf eine gefährliche Überfahrt nach Amsterdam, wobei sich die Besatzung des Schiffes nicht nur den Gefahren des Meeres stellen muss. Schon bei Auslaufen wird klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint und sich die Passagiere noch ganz anderen Dingen stellen müssen.

Dabei wird die Handlung durch unterschiedliche Sichtweisen vorangetrieben, sodass auch dieser Aspekt dazu führt, dass sich der Leser ständig neu orientieren muss und nach möglichen Hinweisen Ausschau hält. Die Charaktere sind dabei allesamt sehr vielschichtig gestaltet, wachsen einem aber allesamt sehr schnell ans Herz. Vor allem Arent und Sara habe ich sehr gerne mitverfolgt, sind sie doch persönlich scheinbar noch betroffener als alle anderen. Die Handlung ist rasant, obwohl hier auch viel zwischenmenschliches passiert und auch viel kommuniziert wird. Dies erinnert stark an den Erstling des Autors, bei dem man als Leser auch wahnsinnig aufpassen musste, um ja auch alle Hinweise mitzubekommen und zu verfolgen.

Dabei kann Stuart Turton ganz in Agatha Christie Manier die Spannung lange auf einem hohen Level halten und die Geschehnisse so verzwickt gestalten, dass ich wirklich bis zur Auflösung nicht wusste, wer denn nun dahinterstecken würde. Er legt falsche Fährten und viele Finten, offenbart das Offensichtliche und übergeht es dann so geschickt, dass man es als Leser nur im Nachgang mitbekommt. Ganz großes Unterhaltungskino, die der Autor hier auspackt. Ich hatte bei vielen Stellen eine wohlige Gänsehaut, da es er Autor schafft, eine wahnsinnige Atmosphäre zu gestalten, als wäre man als Leser selbst an Bord. Er spielt hier mit realen und mystischen Elementen, sodass auch Genregrenzen ineinanderfließen. "Der dunkle Tod und das Meer" lässt sich nicht in ein starres Genre quetschen, denn das Buch bietet so viel mehr als reinen Historienroman oder Thriller.

Stuart Turton hat eine ganz eigene Art zu schreiben, die einfach nur wahnsinnigen Spaß macht und jedes Mal aufs neue ein wirkliches Leseerlebnis ist. Was für ein wilder Ritt, der trotz der 600 Seiten viel zu schnell vorbei war und der mich mit einer großen Leseflaute zurücklässt!