Vom sagenumwobenen Batavia…

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lilly_molamola Avatar

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…nach Amsterdam soll die Saardam segeln. Mit an Bord: Samuel Pipps, der wegen eines ihm unbekannten Verbrechens in Ketten gelegt reisen soll, sein Assistent Arent sowie der Generalgouverneur von Batavia, dessen Frau Sara und die gemeinsame Tochter Lia. Noch im Hafen kommt es zu einer rätselhaften Begebenheit: Ein Aussätziger warnt sie davor, dass das Schiff dem Untergang geweiht ist und der Teufel sie alle holen kommt – diese Warnung wird aber in den Wind geschlagen. Schon kurz nach Auslaufen der Saardam ereignen sich seltsame Dinge: Die Tiere an Bord werden dahingerafft, Menschen sterben auf unerklärliche Weise und der Teufel ist gewillt, jedem Mannschaftsmitglied ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen im Austausch für bestialische Taten.
Ich habe bereits Stuart Turtons ersten Roman „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ verschlungen und konnte die Erscheinung seines neuen Werkes kaum erwarten. Bereits auf den ersten Seiten schafft er es, den Leser mit seinem anschaulichen und klaren Schreibstil völlig in den Bann zu ziehen; man hat tatsächlich das Gefühl, ein Mitreisender auf der Saardam zu sein. Samuel Pipps und sein Gefährte Arent erinnern sehr stark an Sherlock Holmes und den getreuen Watson – für mein Empfinden ist die Figur des Samuel aber zu arrogant gestaltet. Er verbringt die meiste Zeit in seiner dunklen Zelle, löst aber dennoch jedes Rätsel in Sekundenschnelle. Mit dieser Figur wurde ich bis zuletzt nicht wirklich warm. Besonders spannend fand ich die Schiffszenen mit der unsichtbaren Grenze zwischen Passagieren (die gesittete Seite) und jener der Belegschaft (Mord und Totschlag). Ich mag bei diesem Roman besonders den Mix aus Krimi, Horrorgeschichte und ein bisschen Herzschmerz.
Wie aber auch bei Turtons erstem Roman bin ich vom Ende eher enttäuscht. Die ganze Handlung über verdichten sich die Vorkommnisse, man erhält immer mehr Hinweise, Anspielungen vom Beginn des Romans machen plötzlich Sinn – aber des Rätsels tatsächliche Lösung ist so nichtssagend und auf wenige Seiten gequetscht, dass ich das Gefühl habe, dem Autor ist bei seinem eigenen Roman die Luft für das Ende ausgegangen. Ein bisschen wie beim Achterbahn fahren, wo man sich aufgrund der Beschleunigung auf die nächste rasante Kurve vorbereitet, man aber plötzlich abbremst und schon wieder aussteigen muss – und jedes Mal denkt man sich „Das war´s?“.
Dennoch hoffe ich sehr, dass Stuart Turton bald einen weiteren Roman hinterher schießt, da ich mittlerweile ein großer Fan geworden bin – eben bis auf seine Enden.