(Noch) verstecktes Bestsellerpotential?

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bertidunsche Avatar

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Leichenteile, ein sachlicher Ermittler, ein Musiklehrer, eine mutige Polizistin, zwei entführte Kinder – dies sind die Zutaten, die Carrisi dem Leser mit auf den Weg gibt.

Durch die anschauliche, detaillierte Darstellung diverser Grausamkeiten erzeugt Carrisi eine enorme Spannung auf den ersten Seiten seines Thrillers „Der Todesflüsterer“. Kurze, präzise Hauptsätze unterstützen eine nüchterne, ja fast sachliche Beschreibung der Brutalität, stören aber –wie ich feststellen musste - auf Dauer meinen Lesefluss. Auch sind v.a. im zweiten Kapitel viele Aktionen für mich nicht nachvollziehbar. Der Musiklehrer bedroht Mila sehr deutlich, spielt dann aber in aller Ruhe Klavier und lässt sie ungestört durch das Haus spazieren. Anstatt ihn in dieser Situation zu überwältigen, setzt sie sich weiter einer latenten Gefahr aus, indem sie das Haus nach potentiellen Opfern durchsucht. Auch mit der angeforderten Unterstützung kann sie vorerst nicht rechnen; dies hätte ggf. noch ein wenig Verständnis für ihre Einzelaktion bei mir aufbringen können. Für mich passt das alles (zunächst?) nicht zusammen.

Dennoch kann ich nicht leugnen, dass die Geschichte an sich mein Interesse geweckt hat und ich durchaus neugierig bin, wie es weitergeht. Immerhin hat sich der Autor in Kriminologie und Verhaltensforschung spezialisiert, ist also „vom Fach“, so dass meine Erwartungen in den weiteren Verlauf der Geschichte sehr hoch sind. Auch wenn ich von der Leseprobe eher weniger überzeugt bin, reizt es mich doch herauszufinden, warum „Der Todesflüsterer“ weltweit so ein erfolgreicher Roman ist.

Der Titel „Der Todesflüsterer“ ist passend für einen Thriller. Sehr schön und ausdrucksstark ist auch das Cover der italienischen Ausgabe. Die deutsche Ausgabe besticht für meinen Geschmack dagegen eher durch Einfallslosigkeit; es spricht mich überhaupt nicht an und weckt bei mir keine Assoziationen zu einem Thriller.

Fazit: Eine Leseprobe, die mich (noch) nicht überzeugt hat, aber dennoch meinen Ehrgeiz angestachelt hat, herauszufinden, warum „Il suggeritore“ ein Bestseller sein soll.