Schade, Idee verschenkt

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xirxe Avatar

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Heftiger Beginn: Im Wald werden sechs Arme gefunden, die offensichtlich kurz zuvor verschwundenen 9-13jährigen Mädchen gehören. Zu Hauptkommissar Roches Team, das mit dem Fall betraut wurde, stößt noch der Profiler Goran Gavila dazu und ihnen ist schnell klar, dass es sich hier um einen Serientäter handelt. Im zweiten Kapitel lernen wir Mila Vasquez kennen, eine junge Polizistin, die der Spur eines verschwundenen Jungen folgt. Verdächtig ist ein Musiklehrer und als sie in sein Haus eindringt, kann sie den kleinen Pablo tatsächlich befreien. Ungläubig entdeckt sie eine weitere Person, eine junge Frau die als kleines Mädchen verschwand und seitdem nicht mehr gesehen wurde.

Kein schlechter Plot für einen Thriller: Arme von verschwundenen Kindern werden gefunden, Kinder werden direkt aus ihrer Familie gekidnappt - hört sich vielversprechend an. Leider lässt die Logik und insbesondere die Sprache ziemlich zu wünschen übrig.

Erst mal die Logik: _'Hier wohnte der junge Musiklehrer_' (Seite 17), der auf Seite 16 als _'dicken, käsig aussehenden Mannes um die vierzig'_ beschrieben wird. Wie jung definiert wird, mag ja Ansichtssache sein, aber trotzdem... Auf Seite 19 wird geschildert, wie sich Mila dem Haus nähert _'zu dem Palisadenzaun rannte, der das frei stehende Haus nur nach hinten begrenzte_.' Laut Seite 16 beobachtet sie das Haus von der gegenüberliegenden Strassenseite, was bedeuten würde, dass der Hintereingang sich der Strasse zugewandt befinden müsste. Denn der Zaun begrenzt das Haus ja nur nach hinten. Man versuche sich dies mal konkret vorzustellen - es macht einfach keinen Sinn. Ein dritter Punkt wäre das Verhalten der jungen Frau: Nach jahrelanger Gefangenschaft reicht ein einziges Wort von Mila, dass sie ihr eigenes Selbst wieder wahrnimmt und ihr vertrauensvoll folgt. UAH!!

Die Sprache ist auch sehr gewöhnungsbedürftig, wobei unklar ist, ob es an der Übersetzung liegt oder tatsächlich dem Original entspricht. Auf Seite 17 _'Fundstücke, an denen Mila auf der Suche nach einer Fährte geschnuppert hatte_'. Ja ist sie denn ein Hund? Oder auf Seite 14 die 'Rede' des Profilers: Ob der Autor tatsächlich glaubt, dass ein Profiler solch ein Geschwafel von sich gibt? Immer wieder wirkt die Sprache zudem, als ob sie einem Horror-Dämonen-Roman entstamme: Seite 8 _'Der große Nachtfalter flog ihn durch die Dunkelheit_.', Seite 17 _'von einem widerlichen Schatten verschluckt worden'_, Seite 18 _'in dem widerliche Schatten sich ausbreiteten und alles Leben verfaulen ließen_.', Seite 21 _'in seinen Augen den Vorhof der Hölle zu erblicken._'. Dies ist nur eine Auswahl, aber ich denke es reicht :-)

Schade, denn der Fall ist vermutlich durchaus spannend und packend. Aber so macht es keinen Spass, ihn zu lesen.