Undurchsichtig

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laberladen Avatar

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Der Profiler Goran wird dazu gerufen, als Arme ermordeter Kinder gefunden werden. Was er allerdings für Schlüsse aus der Tatsache zieht, dass nur die Arme gefunden werden und im Scheinwerferlicht die Vögel singen, obwohl es Nacht ist, scheint für meinen Gschmack etwas zu philosophisch und wahrscheinlich interpretiert er einfach viel zuviel in die Vogelgesänge hinein. Das erweckt den Eindruck, dass Goran fast Gedanken lesen könnte, aber für mich ist das nur Geschwafel, was er da von sich gibt. Auch wenn der Autor Goran dafür lobt, würde es mich eher stören, wenn sich diese „Besserwisserei“ durch das ganze Buch zöge.

Die Polizistin Mila ist da eher der Typ, der handelt, statt lange zu überlegen. Das ist mir sympathischer. Aber auch diese Szene fand ich merkwürdig und fast irreal, weil Milas Beinwunde zwar erwähnt, aber nicht erklärt wird und mich das die ganze Zeit über beschäftigte. Und weil sowohl der Entführer als auch Mila sich im Haus für meine Begriffe seltsam verhalten und auch das nicht erläutert wird. Warum bedroht der Entführer Mila und gibt das dann auf, um Klavier zu spielen? Sollte Mila ihn nicht festnehmen, statt ihn unbeobachtet weiter spielen zu lassen? Milas Handlungen werden zwar erzählt, aber ihre Motivation und ihre Gedanken dazu werden nicht erläutert. Dadurch bleibt sie dem Leser fremd und etwas blutleer, genau wie die Figur Gorans.

Immerhin kann man die flüssige Schreibeweise angenehm lesen und die Story eines manipulativen Verbechers ist grundsätzlich durchaus interessant. Aufgrund der Leseprobe bin ich aber noch nicht überzeugt, dass Carrisi daraus etwas Überdurchschnittliches zu machen versteht.