Il Suggeritore

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ladyviola Avatar

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Meine Meinung zu diesem Buch ist sehr zwiespältig. Der Roman hat eine Menge Potenzial, nutzt dieses allerdings leider nicht ausreichend. Zwischenzeitlich kommt es zu einigen Unstimmigkeiten, einer Menge Chaos und unrealistischen Wendungen. So wird die anfänglich gute Handlung später aufgrund der diversen Mängel leider erheblich abgeschwächt und es bleibt eine mittelmäßige Geschichte. Im hinteren Drittel des Buches häufen sich die Schwachstellen leider und auch das Ende hat mich nicht befriedigt, da es mir beinahe schon lieblos vorkam, wie der Autor mit seinen Charakteren umsprang.

Insgesamt wirken die Charaktere recht farblos, was vermutlich auf der großen Anzahl der agierenden Personen beruht. Carrisi scheint mir krampfhaft darum bemüht gewesen zu sein, auch der letzten Nebenperson etwas Hintergrund zu verpassen, aber da er dies nur halbherzig tut, wäre es besser gewesen, einige der Personen gar nicht genauer zu durchleuchten. Wie bereits angesprochen ist das Verhalten der Personen nicht schlüssig. Sonderermittlerin Mila beispielsweise kann schon seit frühester Kindheit keine Empathie empfinden; kurz nach Beginn dieses Falls jedoch verspürt sie Eifersucht. Ebenfalls unglaubwürdig finde ich, wie naiv sich Mila nebst ihrer Begleiter verhält. Noch schlimmer ist dann allerdings die Tatsache, dass niemand der Beteiligten für sein unverantwortliches oder unprofessionelles Verhalten Konsequenzen zu spüren bekommt. Oft wirkt auch die Entwicklung der Personen viel zu hektisch und von daher nicht glaubwürdig, wenn sie sich denn überhaupt entwickeln.

Positiv hervorheben möchte ich jedoch den Grundgedanken, welcher diesem Buch anhaftet. Es geht um einen Serientäter, der seine Opfer als Markierungen für die Verbrechen anderer Krimineller verwendet. So lenkt er die Aufmerksamkeit der Ermittler stets auf bereits vergangene Verbrechen und entlarvt somit Seinesgleichen, ohne sich selbst erwischen zu lassen. Aber auch hier muss ich jedoch die Glaubwürdigkeit ansprechen. Sicherlich kann ich verstehen, dass es tragischer weise tatsächlich viele ungeklärte und eventuell auch unbemerkte Mordfälle gibt. Aber eine Ausartung, wie sie hier stattfindet, bzw. in  der Vergangenheit stattgefunden hat, scheint mir dann wieder mal sehr unrealistisch zu sein.

Obgleich die Handlung an sich spannend ist und mir der Sprachstil zum größten Teil gefällt, kann ich mich nicht komplett für dieses Buch aussprechen. Ich hatte stellenweise das Gefühl, urplötzlich einen  ganz anderen Text zu lesen, da sowohl der Schreibstil, als auch der Inhalt im Vergleich zum vorherigen Part wirklich schwach wurde. Und auch die guten Ideen gingen dem Autoren viel zu schnell aus. In Momenten, die spannungstechnisch wirklich super hätten ausgenutzt werden können, schien Carrisi den Faden zu verlieren und verirrte sich in neuerlichen Absonderlichkeiten. Ganz hart fand ich das Erscheinen einer als Medium agierenden Nonne. Dieser Aspekt hat einfach kein bisschen in die Geschichte gepasst, da es bis zu diesem Moment keinerlei mystisch Elemente im Buch gab und auch im späteren nicht nochmal darauf eingegangen wurde.

\>\>Der Todesflüsterer\<\< ist an sich ein spannendes Buch, erzählt in einer schönen, sehr malerischen Sprache. Die Grundidee gefällt mir, aber an der Umsetzung ist es letztendlich gescheitert. Die Charaktere sind zu naiv, der hartgesottene und intelligente Täter ist in seiner Gestaltung noch nicht ausgereift und viele merkwürdige Handlungsabläufe wirken viel zu konstruiert.