pures Grauen

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krimine Avatar

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Aus einem angesehenen Internat für Sprösslinge reicher Eltern verschwindet eine Schülerin. Es sollte das erste Mädchen sein, das nicht zurückkehrt. Am Tag darauf wird erneut ein Mädchen vermisst. Fünf sind es insgesamt, als die Woche vorbei ist. Dann hört der Spuk auf. Tage später die grausame Gewissheit. Die Mädchen sind tot. Debby. Anneke. Sabine. Melissa. Caroline. Auf einer Lichtung im Wald wurden ihre linken Arme gefunden. Abgetrennt vom Körper und kreisförmig vergraben, sind es allerdings sechs an der Zahl. Ein Tatbestand, der den zuständigen Ermittlern Kopfzerbrechen bereitet. Doch dem nicht genug. Die sofort durchgeführte pathologische Untersuchung der abgetrennten Körperteile ergibt, dass eines der Mädchen medizinisch versorgt wurde und wahrscheinlich noch am Leben ist. Aber wer ist das sechste Mädchen, für das es keine Vermisstenanzeige gibt?

Die Beamtin Mila Vasquez ist auf der Jagd. In ihrem Auto sitzend, beobachtet sie das Haus eines jungen Musiklehrers. Eines nichtssagenden, schüchternen Junggesellen mit Brille, beginnender Glatze und schweißigen, weichen Händen. Doch plötzlich wird ihre Vermutung zur Gewissheit. Der an einem Sonnabend im Februar verschwundene achtjährige Pablo befindet sich in diesem Haus. Ohne auf Verstärkung zu warten, schleicht sich Mila hinein und entdeckt nicht nur den vermissten Jungen, sondern auch eine junge Frau, die bereits seit zehn Jahren nicht mehr nach Hause zurückgekehrt ist. Ein Erfolg, den die junge Beamtin zu einer langen Liste aufgespürter Kinder hinzufügen kann. 89 sind es mittlerweile. Eine stolze Bilanz, die beeindruckt und die die verantwortlichen Ermittler im Fall der verschwundenen Mädchen auf Mila aufmerksam macht. Kurz darauf gehört diese zum Team und hat nicht nur mit unvorstellbar grausamen Tatorten zu tun, sondern auch mit Kollegen, die ihr nicht gerade freundschaftlich entgegentreten. Eine Jagd beginnt, bei der die Ermittler immer wieder Rückschläge einstecken müssen. Denn so sehr sie sich auch bemühen, der Mörder ist ihnen immer einen Schritt voraus und scheint nicht nur mit den verschwundenen Mädchen ein perfides Spiel zu treiben, sondern hat auch längst sie selbst im Visier.

Viele vermisste Kinder, ein absurdes Gräberfelder und Polizeibeamte, die mitten ins Grauen sehen, so präsentiert sich der Thriller von Donato Carrisis dem Leser. Enorm spannend, mit einem Tempo das beängstigt, werden Tatsachen offenbart, die nicht zu verarbeiten sind. Denn warum trennt ein Entführer seinen Opfern den Arm ab und lässt sie langsam daran verbluten? Und wo ist das sechste Mädchen, dessen Identität auch mit Milas Hilfe einfach nicht zu klären ist? Während Mila noch versucht, ihre langjährigen Erfahrungen bei der Suche vermisster Personen einzubringen und ihren Platz im Team zu finden, spielt der Mörder mit ihnen Katz und Maus und macht sich dabei nicht einmal selbst die Hände schmutzig. Ein bis ins letzte Detail erdachter Plot, Charaktere, die vielschichtig und lebensecht erscheinen und eine kaum zu verarbeitende Brutalität kennzeichnen den Thriller, der den Leser unheimlich fesselt, aber auch schockiert. Gnadenlos muss dieser mit ansehen, wie im Hintergrund die Fäden gezogen werden und nichts ist, wie es scheint. Wer aber glaubt, dass am Ende des Buches alles gut ausgeht, der wird auch hier getäuscht. Denn der Täter ist ein Spieler und er spielt verdammt gut.