Gruseliges Gletschergeheimnis

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Der Krimi beginnt mit einer atmosphärisch dichten, differenzierten Beschreibung des Glet-schers in den Südtiroler Alpen, der den Schauplatz des vorliegenden Krimis darstellt. Die Eindringlichkeit der Atmosphäre wird durch viele sprachliche Bilder hervorgerufen, wie z.B.: "... ewiges Eis ..." (Seite 6) und "Hinein in die Idylle aus schwarzholzigen Bauernhäusern, weiß glitzernden Pisten, zwetschgenschnapsigen Après-ski-Liebeleien, butterschmalzigen Knödelportionen, sonnenverbrannten Skibrillengesichtern, spabereichverschwitzten Abend-stunde“ (Seite 7) und "...etwas, das sich einfrisst in deine Erinnerung und in deine Seele und in deinen Verstand..." (Seite 9).

Ein gruseliges Gletschergeheimnis, ein Mord an einem ehemaligen Dorfbewohner, der sich aus unbekannten Gründen in eine Höhle im Wald zurückzog, ist der Ausgangspunkt für den Kriminalroman. Die Dorfbewohner des Schnalstals in der Nähe des Gletschers mauern. Gleichzeitig führt der Fall die Ermittler bis in die Stadt Bozen – u.a. ins Ötzi-Museum. Der Fall bleibt durchgehend spannend, denn es gibt immer wieder interessante Wendungen und auch die Aufklärung am Ende beinhaltet noch Überraschungen.

Von Beginn an bekommt man immer wieder Einblicke in die Geschichte, Geografie, Sprache und Kultur der Region. Das ist nicht aufgesetzt, sondern ergibt sich ganz selbstverständlich u.a. aus den beiden unterschiedlichen Ermittlern, von denen der eine, Comissario Grauner, eingefleischter Südtiroler ist, und der andere, Claudio Satapepe, gebürtiger Neapolitaner, der nach Bozen versetzt wurde.

Die beiden Ermittler können unterschiedlicher nicht sein: Grauner, Südtiroler durch und durch, mit den Gepflogenheiten der Einheimischen vertraut, ein Familienmensch mit vielfältigen Interessen und der Fähigkeit, das Bauernleben mit dem Ermittlerleben in Einklang zu bringen. Er tut sich zunächst schwer, den neuen Kollegen in sein Team, das zuvor mehr oder weniger aus ihm alleine bestanden hat, aufzunehmen.
Saltapepe dagegen hat es schwer, sich in der ihm völlig unbekannten Region einzuleben, ihm machen die Sprache, die Essgewohnheiten, die Art und Weise der Bevölkerung, das Vorgehen bei der Polizei und der Kontrast, vom Meer in die Berge zu kommen, zu schaffen.
Aber beide Ermittlerfiguren sorgen in ihrer Unterschiedlichkeit dafür, dass die Handlung spannend bleibt. Sie sind authentisch und entwickeln sich weiter: „Jetzt, in der glitzernden Wintersonne, war das mit den Bergen völlig okay, dachte Saltapepe […] und ihn beschlich das Gefühl, diesem Alpending jetzt – zumindest im Ansatz – auf der Spur zu sein. Mochte gut sein, dass er das mit Raufgehen und dem Runterschauen bislang falsch eingeschätzt hatte. Die Berge waren wohl so etwas wie die Strände Südtirols.“ (Seite 134).
Am Ende ist eine erste Annäherung vollzogen, denn der Comissario lädt seinen Ispettore ein, mit ihm und seiner Familie Weihnachten zu feiern (vgl. Seite 309).

Das Fazit nach der Lektüre des Krimis: ein spannender Krimi mit Lokalkolorit, der durch seine bildreiche, abwechslungsreiche Sprache überzeugt! Bleibt zu hoffen, dass dies der Anfang einer neuen Krimireihe ist und es kein Einzelkrimi bleibt.