Wieder ein packender Fall für von Hertzfeld und Rothmayer

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Mit „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ legt Oliver Pötzsch den dritten Teil seiner Reihe um den Kriminalisten Leopold von Hertzfeld und den Totengräber Augustin Rothmayer vor. Und auch dieser Band hat mich komplett überzeugt.

Pötzsch gelingt es auch dieses Mal, ein lebendiges Bild der Wiener Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts zu zeichnen. Dabei bewegt er sich mühelos zwischen der „besseren Gesellschaft“, der Hertzfeld selbst angehört und dem einfachen Volk, hier vertreten durch Polizeifotografin Julia, Augustin Rothmeyer und dessen Ziehtochter Anna. Dazu gibt es neben den bereits aus den ersten beiden Bänden bekannten Akteuren einen besonders prominenten Gast: den britischen Autor Arthur Conan Doyle, der sich ausnehmend gut mit Leopolds Mutter, die gerade zu Besuch ist, versteht.

Als in der Krypta des Stephansdoms ein bekannter Arzt, der sich dem Kampf gegen den Spiritismus verschrieben hat, tot aufgefunden wird und auf einer Photographie, die Julia von der Leiche am Fundort gemacht hat, eine geisterhafte Gestalt zu erkennen ist, stellt sich die Frage, ob der Mörder tatsächlich aus der Welt der Geister stammt. Außerdem ist der Tote, Dr. Lichtenstein ein persönlicher Freund von Leopolds Vorgesetztem bei der Polizei, Moritz Stukart und war ebenso wie Stukart und Hertzfeld Jude, so dass Hertzfeld Druck von Stukart hat, den Fall schnell zu lösen und gleichzeitig den Antisemitismus in Wien zu bekämpfen.

In einem zweiten Handlungsstrang erfährt Anna, die mittlerweile bei Rothmayer wohnt, von einem ihrer Freunde, dem Straßenjungen Jossi, dass in Wiens Waisenhäusern Jungen verschwinden, die angeblich vom Nachtkrapp, einer mythischen Sagengestalt entführt worden sind. Jossi, der bei der Suche nach dem Nachtkrapp schwer verletzt wurde, stirbt in Annas Beisein und das Waisenmädchen setzt alles daran, seinen Mörder zu finden. Denn Leos Kollege bei der Polizei, Leinkirchner, der im Fall der verschwundenen Kinder ermitteln soll, nimmt den Fall nicht besonders wichtig, da doch vor allem arme Jungs verschwunden sind.

Pötzsch dreht dieses Mal das ganz große Rad: Spiritismus war eines der Modethemen am Ende des 19. Jahrhunderts und selbst Männer wie Arthur Conan Doyle, der den rationalen Detektiv Sherlock Holmes erschaffen hat, waren Verfechter der Idee, dass es Kontaktmöglichkeiten zu den Verstorbenen geben würde. Der immer mehr zunehmende Antisemitisimus in der Gesellschaft ist wie in den Vorgängerbänden ein Thema und die Schädellehre eines Franz Joseph Gall, der Kriminelle anhand der Schädelform identifizieren wollte, wird thematisiert. Und auch privat stehen in der Beziehung zu Julia Veränderungen an, so dass Leo nicht zur Ruhe kommt.

Mich hat der Roman begeistert, ich hoffe schon bald auf weitere Abenteuer des Totengräbers und des Inspektors...