Makabre Totesshows per Internet

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rippchen Avatar

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Im neuesten Thriller von Chris Carter, „Der Totschläger“, steht diesmal dem Morddezernats-Kriminalpsychologen Hunter aus dem Los Angeles Police Department ein Cyberspace-Mörder gegenüber. In besonders brutalen Reality-Hinrichtungsshows lässt er per Internet die Menschen über Leben oder Tod beziehungsweise über die Todesarten seiner Opfer abstimmen.
Die Macht über das Schicksal anderer Menschen durch gesellschaftliche Meinungssteuerung und ein nicht zu lokalisierendes Cyberphantom lässt die beiden LAPD-Kollegen Hunter und Garcia zunächst nahezu verzweifeln.
Erst im Verlauf eines packend gewebten Spannungsbogens klärt sich neben der „Auswahl“ der Opfer und der Beteiligung der Internet-Community schließlich auch die Frage, warum ausgerechnet Hunter eine so bedeutende Rolle in diesem Szenario spielt. Im „großen Finale“ gerät der Ausnahmeermittler im Kampf gegen den hochintelligenten, eiskalten Killer einmal mehr an seine physischen und psychischen Grenzen. Aber wer hätte bei einem Autor wie Chris Carter auch etwas anderes erwartet?
Thematisch und stilistisch spielt Carter als Meister der Spannung hier einmal mehr seine charakteristischen literarischen Trümpfe aus: Personen- und Situationsbeschreibungen schildert er mit einer fast schon an Körperverletzung der Leser grenzenden Intensität. Dabei seziert er sowohl medizinische als auch cyberkriminalistische Einzelheiten in geradezu Schwindel erregender Dichte: Details eines Kopfschusses oder die Auswirkungen von Natronlauge auf den menschlichen Körper schildert er im engen Zusammenhang mit den Todesqualen der Opfer kriminalmedizinisch ebenso akribisch wie die erschreckenden Möglichkeiten von scheinbar perfekt zu vollziehenden Internetmorden.
Insgesamt ein ebenso gnadenloser wie penibel aufgearbeiteter und thematisch vielfältiger Thriller mit Hochspannungsgarantie, der zugleich individualpsychologische als auch gesamtgesellschaftliche Elemente einbindet. So meisterhaft demonstriert nur ein Spezialist wie Chris Carter seine fast schon als kriminell perfekt zu bezeichnende literarische Inszenierung.