Wasser oder Feuer

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dicketilla Avatar

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Vor diese Wahl wird Detektive Hunter gestellt, nachdem ein anonymer Anrufer ihn auf eine Internetseite, einem schaurigen Schauspiel verweist. Dort erblickt er einen Mann, gefangen in einem Behälter, der sich in einem dunklen Raum befindet. Wie durch ein Nachtsichtgerät, muss er dessen Qualen hilflos beiwohnen. Denn die Entscheidung Wasser oder Feuer, zwang Hunter zu der Entscheidung Wasser, an der sich der Anrufer aber nicht hielt, sondern eine grausigere Wahl traf. Er hatte ihn manipuliert, und Hunter konnte nicht eingreifen.

“ICH HOFFE; DIE VORSTELLUNG HAT IHNEN GEFALLEN.” (S.27)

Sie konnten die Internetverbindung nicht nach verfolgen. Er hatte an alles gedacht.
Die Abteilung für Computerkriminalität ist ratlos. Bisher hatten sie mit solchen Vorfällen keinen Kontakt. Man entscheidet sich das FBI einzuschalten, auch wenn man nicht erfreut darüber war.
Dort steht ihnen Michelle Kelly zur Seite, einst eine gesuchte Hackerin, mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Sie ging einen Deal mit dem FBI ein, was ihr den Knast ersparte. Ihre Beschreibung erinnert etwas an Lisbeth Salander, aus der Stieg Larsson Trilogie.
Es stellt sich die Frage, warum er sich bei Hunter gemeldet hatte, oder sah er in ihm einen ebenbürtigen Partner? Und es dauerte nicht lange, bis der nächste Anruf eintraf. Diesmal hatte der unbekannte Psychopath sich eine Reality-Show ausgedacht. Nutzer konnten am PC entscheiden, wie das Opfer in seiner Gewalt zu sterben hatte.

„ Jeder will aufs Knöpfchen drücken, einfach nur weil er es kann. Der Killer weiß das.
Er kennt die psychologischen Mechanismen, die dahinterstecken. Er kennt den Wahnsinn unserer heutigen Gesellschaft.“ ( S.297)

Es entwickelt sich eine hilflose Suche nach dem Mörder, der sich immer gerissener zeigt. Hunter und sein Partner Garcia werden bis über die eigene Schmerzgrenze gequält. Und immer wieder müssen sie untätig, der Tötung eines weiteren Opfers, zusehen. Einen Tod, den viele User auch zu verantworten haben.

Diesmal führt uns Chris Carter in die Welt der Cyberkriminalität, die immer mehr an Aktualität gewinnt. Es geht um, Arglosig-, Verantwortungs-, Skrupellosigkeit im Netz. Belustigung der Massen über Schwache, ein Spiel über Leben und Tod, Gewissenlosigkeit.
Eine Geschichte, die das Blut in den Adern erfrieren lässt, den Leser fassungslos macht, fiebernd um ein gutes Ende hoffen lässt. Die detaillierten Beschreibungen der Tötungsarten, sind kaum zu ertragen.
Die Lösung des Falls ist dann sehr überraschend, aber dann doch nachvollziehbar.
So hat trotz der brutalen Taten, Carters Thriller viel zu erzählen.

Wie der Psychopath sein Spiel treibt, so spielt Chris Carter mit uns Leser. Lesen sein Buch, diese schrecklichen Morde detailliert beschrieben, Seite um Seite, wie die Mitspieler an ihren Geräten.
Nur wir wollen ihn, den Täter, unser Zorn, unsere Abscheu treibt uns Seite um Seite voran.
Doch am Ende bleibt der fahle Geschmack. Ab wann ist genug, wie krank ist unsere Gesellschaft, die Menschen in ihr.

Chris Carter arbeitete jahrelang als Kriminalpsychologe. Oft frage ich mich ängstlich, was ist Fiktion, was Realität. Ehrlich gesagt, will ich es lieber nicht wissen.