Alptraum nach dem Aufwachen

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metalpanda Avatar

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Sybille wacht in einem Keller auf. Gruselig genug, mit Schläuchen und Kabeln aufzuwachen und nicht mehr zu wissen, wie es dazu kommen konnte. Doch es kommt noch schlimmer, denn als  Sybille dem nicht minder gruseligen Arzt entkommen kann und nur noch nach Hause eilt, will sie nicht mal mehr ihr Mann wiedererkennen. Und ebenso wenig meint er, etwas vom gemeinsamen Sohn Lukas zu wissen...

 

Die Medizin macht Fortschritte von Jahr zu Jahr und das noch vor einigen Jahren unmöglich erscheinende wird selbstverständlich. Doch eins der am wenigsten erforschten Gebiete der menschlichen Anatomie ist das Gehirn. Arno Strobel beschäftigt sich in seinem packenden Psychothriller mit der Frage, inwieweit man das menschliche Gehirn manipulieren könnte.

Dabei schafft der Autor sehr lebendige Charaktere, die durch die teils ausufernden Beschreibungen in stylistisch ebenso gut dargestellten Umgebung platziert werden. Der Schreibstil ist flüssig, wenn auch manchmal zu detaillastig – die Protagonisten kaufen beispielsweise um 16:08 Bahntickets für 46 Euro 60 Cent – solche Passagen könnten ebenso gut aus einem polizeilichen Protokoll stammen, passen aber in das Gesamtbild der Erzählung, sodass auch die, in der Unterhaltungsliteratur eher unüblichen, abgebildeten Ziffern bei Angabe von Alter oder Entfernung optisch nicht stören.

 

Raffinierte Erzähltechniken tragen zur Verstrickung der mysteriösen Umstände von Sybilles Erwachen bei, sodass weder die Protagonistin noch der Leser sicher sein können, wem man in der ganzen Geschichte trauen kann. Jeder gegen jeden – oder einfach nur die ganze Welt gegen Sybille? Diese Frage wird erst am Schluss aufgeklärt.

 

„Der Trakt“ ist von Anfang bis Ende eine fesselnde Lektüre, die durch lebhafte wie knifflige Fallgestaltung beeindruckt und in manchen Punkten zum Nachdenken anregt.