Die Bilder der Zeit

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james82 Avatar

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Mit „Der Traumpalast“ ist Peter Prange ein großartiger epochaler Roman gelungen, der mir sehr gut gefallen hat. Das Cover ist in beige gehalten. Man erkennt in der Mitte des Covers ein Fenster, welches den Vorführraum eines Kinos zeigt. Mit viel Fantasie könnte es sich dabei um das berühmte UFA-Kino am Zoo in Berlin handeln. Der Klappentext ist relativ kurzgehalten und informiert die Leser über die wesentlichen Vorkommnisse, ohne zu viele Details schon zu verraten.
In der Story geht es um den jungen Banker Konstantin, genannt Tino Reichenbach, welcher von Bankgeschäften in die prosperierende deutsche Kinoindustrie gelangt. Dort lernt dieser sehr schnell in was für ein Haifischbecken er gelangt ist. Die junge Rahel möchte eigentlich Journalistin werden und über Umwege kreuzt sich ihr Leben mit dem von Tino. Beide werden dabei vor unterschiedliche Herausforderungen gestellt, welche ihnen so einiges abverlangen. Werden beide ihr Glück noch finden?
Die beiden Hauptprotagonisten sind sehr gut ausgearbeitet Charaktere. Tino ist ein Mann des Erfolges und des wirtschaftlichen Talentes. Gepaart mit einem unheimlichen kaufmännischen Spürsinn sowie dem Mut „neue Wege zu gehen“ ist er der Prototyp eines Machers bzw. „Selfmade“ Mannes. Auch der daraus resultierende Konflikt mit seinen Eltern lässt ihn nicht von seinen Vorhaben ablassen. Rahel Rosenberg, die Tochter eines Berliner Schneiders ist eine junge selbstbewusste Frau, welche sich trotz des noch sehr rückständigen „Frauenbildes“ der zwanziger Jahre zu wehren weiß. Sie versucht sich nicht in gesellschaftliche Dogmen einzuzwängen und ist dabei ein Vorbild für viele Frauen.
Auch die Nebencharaktere der Geschichte sind hervorragend ausgearbeitet und bereichern dadurch den Roman immens. Da sind zum einen Gustav und Constanze Reichenbach, die Eltern von Tino und Inhaber der Reichenbach Bank. Erich Pommer ein bedeutsamer Filmproduzent und enger Freund von Tino, Major Alexander Grau, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der UFA AG sowie Lilli Seidenschön, eine enge Freundin von Rahel. Mir haben dabei Erich Pommer, sowie Alexander Grau am besten gefallen. Erich Pommer ist Filmregisseur mit Leib und Seele und trotz seines lebensfüllenden Berufes ein absoluter Familienmensch und ein guter Freund für Tino. Ich fand ihn sehr sympathisch. Nach eigenen Recherchen fand ich heraus, dass es sich, wie vom Autor im Personenverzeichnis bereits gekennzeichnet, um die reale ehemalige Filmregisseur Legende Erich Pommer handelt. Auch Major Alexander Grau ist eine historische Persönlichkeit. Er symbolisiert das Böse und Machthaberische, sympathisiert er doch mit der aufstrebenden NSDAP und bringt dabei immer wieder seine nationalsozialistische Gesinnung zur Geltung. Diese Figur ist ein typischer „Anticharakter“, welcher sehr passend und treffend in die Erzählung eingebunden wurde.

Der Aufbau der Geschichte ist stringent und es sind nun wenige Zeitsprünge vorhanden. Die Geschichte wird chronologisch erzählt, spielt im Berlin Anfang der zwanziger Jahre und ist damit für den Leser sehr gut einordbar. Der Schreibstil des Autors ist gehoben, flüssig, dialogorientiert und sehr gut lesbar. Der Autor hat dabei sehr gut den „damaligen“ Sprachgebrauch in die Geschichte eingebunden. Als Besonderheit ist ein Personenverzeichnis, sowie eine persönliche Anmerkung des Autors am Ende des Romans zu erwähnen.
Der Roman richtet sich an alle Freunde historischer Romane oder an alle Leser welchen Spaß an schönen, stringenten und nachdenklich gestalteten Erzählungen haben. Mir persönlich hat gerade die Verzahnung von Fiktion mit realen Persönlichkeiten in einem historisch korrekt recherchierten Umfeld sehr gut gefallen. Der Leser wird Teil einer Reise in die Vergangenheit, erlebt eine spannende fesselnde Geschichte, welche sehr nachdenklich macht, aber so spannend erzählt wird, dass diese nie langatmig wird.
Auch möchte ich ausdrücklich auf die Darstellung des Autors am Ende des Romans hinweisen. Trotz der aktuellen Diskussion über politische Korrektheit in historischen Romanen weist der Autor darauf hin, warum die Erzählung der Wahrheit so wichtig ist. Ich kann mich diesem nur anschließen. In den zwanziger Jahren führte die „negative Darstellung von jüdischem Leben“ in Deutschland zum Holocaust. Es ist wichtig das dieses in historischen Romanen so dargestellt wird wie es leider war. Es ist ein Unding, wenn versucht wird wahre historische Ereignisse „verblümt“ darzustellen, damit es dem heutigen „Sprach- und Verhaltensrecht“ genügt. Geschichte ist die Erzählung von Ereignissen aus der Vergangenheit, um Fehler in der Gegenwart und Zukunft zu vermeiden bzw. Erfahrungen weiterzugeben. Ich kann dies nur unterstützen.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass dieser Roman einer der besten Bücher war, welche ich dieses Jahr lesen durfte. Ich danke dem Autor und dem Fischer Verlag für diese schöne Reise und bin froh, dass diese noch nicht zu Ende ist, weil der Autor bereits an einem zweiten Teil schreibt.