Großartiges „Kino“ mit sehr viel historischem Input

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ice_flower Avatar

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Anfang der 20er Jahre in Berlin: Der 1.Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen und die neue Republik nimmt ihre Arbeit auf. Auch die Menschen verfolgen ein völlig neues Lebensgefühl. Losgelöst von alten Ketten und Fesseln des deutschen Kaiserreiches fühlen sie sich freier und offen für Neues. In diese Zeit fällt der Start der Ufa- heute noch bekannt als Firma, die Filmproduktionen herstellt. Zur Gründungszeit 1917 ein absolutes Novum, dass nun „bewegte Bilder“ die Menschen ansprechen sollen und dafür sorgen, dass großartige Kinopaläste entstehen. In dieser bewegten Zeit lernen sich die Hauptfiguren des Romans Tino und Rahel kennen und später lieben. Tino als Lebemann, Bankier und Finanzdirektor der Ufa und Rahel, die Journalistin werden will und später auch „beim Film“ endet, sind stellvertretend zwei schillernde Persönlichkeiten der damaligen Zeit, die für das neue Lebensgefühl stehen.
Der Roman „Der Traumpalast“ stammt vom Bestsellerautor Peter Prange, der sehr bekannt dafür ist Romane hinsichtlich der deutschen Geschichte zu schreiben. So habe auch ich bereits mehrere Bücher von ihm gelesen und war sehr neugierig auf seinen neuesten Roman. Das Cover des Buches finde ich sehr ansprechend und neugierig machend. Insgesamt ist das Buch sehr edel in der Aufmachung und als Hardcover auch mit einem entsprechend passendem Umschlag gestaltet. Die Geschichte an sich fand ich von Prange auch mal wieder sehr interessant gewählt- hatte ich mich bis dato noch nie mit den Anfängen des deutschen Kinos beschäftigt. Peter Pranges Bücher kommen ansonsten wie gewohnt sehr ausführlich und informativ recherchiert daher – dies zeigt sich auch an dem unglaublichen Umfang von über 800 Seiten in diesem Werk. Das Gesamtbuch teilt sich in 5 große Teile ein, wovon jeder Teil mit sehr kurzweiligen und zahlreichen Kapiteln untersetzt worden ist. So gelingt es dem Autor nicht nur verschiedene Erzählpfade miteinander zu verflechten, sondern quasi von Kapitel zu Kapitel „hin und her“ zu springen, was die Geschichte sehr voran bringt. Wahnsinnig lehrreich ist dazu die historische Verflechtung der Geschichte, nicht nur, was die Ufa an sich betrifft, sondern auch die politischen Umstände zur damaligen Zeit in Deutschland werden umfassend erläutert und beleuchtet und hervorragend in das Gesamtwerk integriert. Der Schreibstil des Romans ist damit ebenfalls sehr gelungen. Äußerst komplex und anspruchsvoll ist es auch von den formellen Anforderungen ein Buch, was man gerne lesen möchte. Leider sind mit trotz der Topaufmachung des Verlages ca. 4-5 Rechtschreibfehler aufgefallen, die das Lektorat übersehen hat. Unglücklicherweise stoße ich mich bei fertig gedruckten Büchern immer sehr an den Fehlern (sorry!). Die Geschichte allerdings, die der Autor rund um Tino und Rahel entspinnt ist sehr authentisch und auch seine Skizzierung der Charaktere äußerst treffend und prägnant. Auch alle anderen, zum Teil sogar historische Charaktere, erscheinen dem aufmerksamen Leser treffend vor dem inneren Auge. Das Manko des Buches sehe ich persönlich ganz klar in seiner wahnsinnigen Ausführlichkeit. Es schleichen sich manchmal ein paar Längen ein, die durch zahlreiche Nebenerzählungen entstehen, die man hätte vermeiden können. Dadurch entsteht manchmal das Gefühl, dass das Buch und die Geschichte nicht schnell genug auf den Punkt kommt und etwas langatmig wirkt.
Mein Fazit: Es ist eine lesenswerte und sehr informative Geschichte mit ausführlichem historischem Hintergrund und einer klaren Leseempfehlung von 4 Sternen. Wer außerdem Bücher von Peter Prange mag und deren Ausführlichkeit kennt, ist hier wie immer an der richtigen Adresse.