Großes Kino und ich mittendrin …

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ann-marie Avatar

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Peter Prange, Garant für hervorragend recherchierte historische Romane, lädt mit seinem neusten und überaus seitenstarken Werk zu einem (geschichtlichen) Ausflug nicht nur in die aufregenden Zeiten der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts ein, sondern ermöglicht auch einen sehr informativen und aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen. Genauer gesagt, hinter die Kulissen und die geschichtliche Entwicklung der bunten, schillernden und auch schrillen Welt der beginnenden Kinoära. Aufgezeigt an Hand und mit Hilfe der faszinierenden Ufa im pulsierenden Berlin, die noch immer existiert und zu den ältesten Filmfirmen Europas zählt.
Dabei wird erneut deutsche Geschichte mit fiktiven Protagonisten verknüpft, die auf sehr spannende und unterhaltsame Weise diese Zeit, mit all den bekannten, möglicherweise aber auch noch unbekannten, Ereignissen und deren Auswirkungen auf Einzelne gleichsam auferstehen lässt.
Dabei kommt natürlich auch die Liebe nicht zu kurz, wobei im ersten Band bereits zu ahnen ist, wie sich die Beziehung eines Bankiersohnes zu einer Jüdin im Hinblick auf die späteren Jahre entwickeln könnte. Konstantin Reichenbach bricht mit seiner wohlhabenden Familie aus Liebe zu der jungen Jüdin Rahel Rosenberg, bei der es sich nach Auffassung von Konstantins Mutter um eine völlig unpassende Verbindung handelt. Allerdings unterscheidet sich Rahels Lebensvorstellung deutlich von der ihres Partners: sie möchte keine Ehe und auf keinen Fall auf ihre Freiheit und Unabhängigkeit verzichten. Ihr Lebensziel ist eine berufliche Tätigkeit als Journalistin, alles andere als üblich für Frauen in der damaligen Zeit. Konstantin, der sich nach seinem Ausscheiden aus den familiären Bankgeschäften beruflich neu orientieren muss, findet großes Interesse an der aufkommenden Filmindustrie und wagt gemeinsam mit seinem Freund und Filmproduzenten Erich Pommer den Einstieg in ein neues und zukunftsträchtiges Unternehmen.
Ein gelungener und stimmiger Roman, der von der ersten Seite an fesselt. Dabei besonders erwähnenswert die hervorragende und aufschlussreiche Darstellung und Beschreibung der Filmgeschichte, in den unterschiedliche Aspekte eine aufschlussreiche Berücksichtigung finden: nachvollziehbare und verständliche Finanzierungsprobleme, Pleiten, Pannen, aber auch unerwartete und großartige Erfolge, auch persönliche Eitelkeiten und das unersättliche Streben nach Macht und Einfluss.
Auch wenn mehr als 800 Seiten zu lesen sind, ist diese Aufgabe dank des flüssigen und fesselnden Schreibstils leicht zu erfüllen. Die Erwartung an eine interessante und aufschlussreiche Lesereise hat sich für mich erfüllt und möchte diesen Roman deshalb liebend gerne weiterempfehlen.