guter erster Band

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gagamaus Avatar

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Wir befinden uns im Berlin der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Rahel, Tochter eines jüdischen Schneider-Ehepaares, möchte aus ihrer behüteten engen Welt ausbrechen. Sie will ihr Leben selbst bestimmen. Will Autorin werden. Will nicht heiraten, sondern frei und ungebunden sein. Aber erst mal läuft alles anders. Sie muss als Krankenschwester arbeiten und lernt auch noch den aufstrebenden Bankierssohn Tino kennen und lieben. Es wird schwierig, ihre eigentlichen Zukunftspläne so umzusetzen, wie sie es geplant hat.

Tino indessen hat das Kino-Virus gepackt. Er setzt sich dafür ein, dass die UFA zur größten Cinegraphie-Gesellschaft Deutschlands wird. Dabei muss er sich gegen seine Eltern durchsetzen, die vor allem eine andere Frau an seiner Seite wünschen als die jüdische Rahel, gegen andere Filmgesellschaften, die ebenfalls auf den Markt drängen, gegen den Kunstgeschmack der Kinogänger, schwierige Regisseure und natürlich auch die Inflation, die Deutschland immer tiefer in den braunen Nazisumpf zieht.

Prange legt ein hohes Tempo vor. Das inszeniert er vor allem dadurch, dass ständig der Blickwinkel gewechselt wird. Die Szenen sind meistens nicht länger als 2 oder 3 Seiten. Das verleitet zu ungeduldigem Lesen und ist leicht konsumierbar.

Ein wenig störte es mich aber irgendwann auch, dass der Erzählstil so unruhig hin- und herflippt und Zeitsprünge von Tagen, Wochen, ja gar Monaten ganz normal sind. Höhepunkt reiht sich an Höhepunkt, Gespräch an Gespräch. Das ist interessant, spannend aber auch etwas ermüdend manchmal. Den Akteuren und dem Leser wird wenig Ruhe gegönnt.

Hervorragend finde ich die Recherche des Autors. Wie hier sowohl der Werdegang des deutschen und internationalen Kinos als auch die politische Entwicklung geschildert wird, ist intensiv und informativ.

Für mich ein erster Band, der noch etwas Luft nach oben hat aber definitiv Lust auf die Fortsetzung macht. Und schon lange habe ich kein so dickes Buch mehr in dieser Geschwindigkeit durchgelesen.