Guter Grund mit ein paar Makeln

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mary-sophie Avatar

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Handlung
Berlin, Anfang der zwanziger Jahre
Das Kino erlebt seinen Durchbruch. Immer mehr Menschen frönen dem Vergnügen, anhand von Filmen mal eben ihrem Alltag zu entfliehen und sich auf eine Geschichte auf der Leinwand einzulassen. Zudem verlockt die Welt dieses Mediums mit seinen bekannten Stars, den immer aufwendigeren Filmen, sowie den glitzernden und atemberaubenden Kinopalästen. Auch Tino, Bankier und Lebemann, ist begeistert und geht in seiner Rolle bei der Ufa vollkommen auf. Er möchte den deutschen Film bekannter und berühmter machen und damit eine Gegenantwort auf Hollywood formulieren.
Zur gleichen Zeit versucht Rahel sich als Journalistin einen Namen zu machen und damit eine Karriere einzuschlagen, die bisher der männlichen Welt vorbehalten ist. Als sie den charmanten Tino kennenlernt, ändert sich ihr Leben für immer. Nicht nur treffen verschiedene Lebensentwürfe zusammen,, sondern sie müssen sich auch entscheidenden Fragen stellen...

Meinung
Das Cover hat definitiv viel Klasse und Eleganz. Angefangen bei dem schlichten Farbton, der den Hintergrund bildet, bis hin über die goldenen Umrandungen an den Ecken und der royalblauen Schrift von Titel und Namen des Autors. Das zusammen ergibt ein wunderschönes Bild, welches ich sehr ansprechend.
In der Mitte sieht man einen Ausschnitt eines prachtvollen Saals. Anfangs hat mich dieser an ein Kino erinnert, je öfter ich es jedoch betrachte, desto mehr sieht es für mich wie eine große Bühne aus und bei mir entsteht dadurch die Assoziation zu den Oscars oder einer anderen Verleihung eines Filmpreises. Daneben läuft ein Pärchen, man sieht sie von ihrer Rückseite und sie scheinen recht schick gekleidet zu sein. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die beiden Personen nicht benötigt hätte. Sie sind mir ein bisschen zu viel und ich denke, ohne ihre Anwesenheit wäre das Cover runder und schöner gewesen. Bis auf diesen kleinen Makel bin ich jedoch sehr angetan von dem Titelbild und ich finde es wunderschön!

Wie es so häufig der Fall ist, ist mir auch dieser Roman in der Verlagsvorschau aufgefallen. Zum einen aufgrund des Autors, zum anderen durch das Cover und zu guter Letzt hat mich auch die Inhaltsangabe auf Anhieb überzeugen können. Es wird eine schöne und interessante Geschichte versprochen, die auf ihre Weise Eleganz, Prunk und Glamour verspricht. Genau das hat mich sehr angesprochen, zudem ist die UFA eine Firma, die mir zwar bekannt ist, über deren Ursprung und Entwicklung ich allerdings nichts sagen kann.
Als ich vor einiger Zeit gesehen hatte, dass der Roman bei Vorablesen vorgestellt wird, musste ich nicht lange überlegen. Mein Entschluss, dafür meine Punkte einzusetzen und mir ein Buch zu sichern, war sofort gefasst. Und daher möchte ich mich ganz herzlich bei Vorablesen, sowie dem Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar danken!

Am Ende des Buches befindet sich ein Personenverzeichnis, wo die wichtigsten Figuren namentlich genannt werden und man einen Überblick dessen erhält, welche Person tatsächlich gelebt hat. Ich hätte es vielleicht ein wenig besser gefunden, wenn dieses direkt vor dem Beginn der Geschichte abgedruckt worden wäre, einfach, um mir vorab bereits einen Eindruck von der Fülle der Protagonisten zu schaffen. So habe ich es erst nach dem Beenden des Buches entdeckt, allerdings habe ich auch nicht wirklich danach gesucht. Das zeigt, dass die Anzahl der Personen recht überschaubar ist, ich hatte absolut keine Probleme damit, sie auseinanderzuhalten oder ihnen das jeweilige Motiv zuzuordnen. Sie haben durchweg eine klare Zeichnung erhalten und bei mir hat jede Figur direkt einen Eindruck hinterlassen, der ein Wiedererkennen leicht gemacht hat.

Der Einstieg in den Roman ist gelungen. Er ist abwechslungsreich und gut, man erhält ausreichend Platz, um sich mit den Figuren vertraut zu machen, erste Eigenarten festzustellen und sich an die Ausgangssituation zu gewöhnen. Ich finde, dass ein guter Start geboten wird, um den Leser bei Laune zu halten und um das Interesse an der weiteren Handlung zu wecken. Aus diesem Grund habe ich mich auf das Weiterlesen gefreut und war ziemlich überzeugt davon, dass die Geschichte so ansprechend weitergehen wird.

Anfangs hat mir die Sprache wirklich gut gefallen und ich habe darin definitiv das Potenzial gesehen, dass sie mich auch im Weiteren fesseln kann. Längere Zeit hatte es auch genau den Eindruck, ich bin recht gut mit dem Lesen vorangekommen und finde, dass sich die Ereignisse auf eine gute und interessante Weise entwickelt haben. Häufig sind Situationen aufgetreten, die nicht vorhersehbar waren und ich mochte die zahlreichen Eigenarten der Figuren und wie lebendig die Dialoge ausgefallen sind. Ich habe das Buch gern in die Hand genommen und hatte die ersten rund dreihundert Seiten innerhalb kurzer Zeit ausgelesen gehabt. Danach ging es leider nicht mehr so flott voran. Mich konnte die Geschichte nicht mehr wirklich fesseln, manche Eigenheiten der Protagonisten sind zu wiederholend aufgetreten und haben mich mit der Zeit gestört. Es traten schließlich immer mal kleine Längen auf und ich finde, der Roman hat die anfängliche Lebendigkeit verloren und damit ist auch leider mein Interesse an der Geschichte ein wenig geschrumpft. Klar wollte ich noch wissen, wie es weitergehen wird. Allerdings habe ich ab knapp der Hälfte des Buches nicht mehr mit so viel Hingabe gelesen und habe beim Lesen öfters eine Pause gemacht. Das hat letztendlich dazu geführt, dass ich für den gesamten Roman fast vierzehn Tage benötigt habe, bis ich die Lektüre beendet hatte...

Ich finde, dass sich das Buch sehr gestreckt hat. Zum einen bin ich kaum zum Lesen gekommen, weil mir die Zeit gefehlt hat. Zum anderen konnte mich die Handlung nie richtig fesseln, sodass ich das Bedürfnis verspürt hätte, weiterlesen zu wollen. Die Geschichte war durchweg nett, aber sie ist mir zu langatmig und üppig ausgefallen, einige Szenen hätten gekürzt werden können und mir hat die zwischenmenschliche Ebene von Rahel und Tino nicht so wirklich gefallen. Ich habe die Beiden viel lieber als einzelne Individuen gesehen und mochte jene Szene gar nicht, wo sie zusammentreffen. Dann haben sie irgendwie ihre Einzigartigkeit verloren, sie haben meines Empfindens nach nicht recht zusammengepasst und sich charakterlich anders verhalten als normalerweise. Ich bin mit ihnen durchweg nicht warm geworden und finde, dass sie teilweise auch ein wenig an den Längen Schuld sind.
Zudem sind mir doch ein paar zu viele Erzählperspektiven vorhanden. An sich mag ich es immer gern, wenn man größere und abwechslungsreiche Einblicke auf verschiedene Situationen erhält. Allerdings waren mir hier zu viele davon vorhanden, zudem habe ich mich manchmal gefragt, welchen Sinn sie haben, welcher erst mit zunehmender Handlung deutlich wird und selbst dann für mich nicht immer von Bedeutung ist.

Das Setting ist im Grunde gut dargestellt. Viele Orte wirken lebendig und sind mit lebhaften Worten umschrieben, sodass man sie sich leicht vorstellen kann. Dabei sind einige Schauplätze mit verschiedenen Stimmungen verbunden, die sich mit dem Verlauf der Handlung ändern.
Gerade die Wohnorte haben mir in ihrer Darstellung gefallen, ich empfand sie als eingängig und gut beschrieben, sie sind lebendig und die Figuren bewegen sich sehr lebendig darin. Dies hat mir bei vielen geschäftlichen Räumen, sei es Banken oder den Räumlichkeiten der Ufa, gefehlt. Ich empfand es zum einen schwierig, die Dimensionen dessen zu verstehen, gleichzeitig finde ich, dass vieles zu plastisch und kühl beschrieben wird. Irgendwie ist es mir auch deswegen nicht gelungen, die Faszination der Figuren für das Filmunternehmen zu übernehmen. Ich finde, dass dafür nicht nur spannendere Beschreibungen der Filmorte benötigt gewesen wären, sondern es auch schön gewesen wäre, wenn mehr Szenen an einem Set gespielt hätten, sodass man einfach noch tiefer in der Materie drin ist.

Es gibt eine ordentliche Zeichnung der Protagonisten. Sie werden stark charakterisiert und man kann sich einen guten Gesamteindruck von ihnen verschaffen. Bei vielen ist es zudem möglich, sich von den Gefühlen und Gedanken einen Überblick zu verschaffen, was häufig dabei hilft, die Handlungen und Aussagen besser zu verstehen. Jede Person hat einige hervorstechende Merkmale erhalten, die an sich gut sind und einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Gleichzeitig finde ich, dass es eine zu häufige Erwähnung dessen gibt und mit der Zeit sind dadurch zu viele Wiederholungen aufgetreten.
Anfangs dachte ich noch, dass es sicherlich irgendwann dazu kommen wird, dass man zu den Figuren ganz gut eine Bindung aufbauen kann. Doch so richtig ist mir dies nie gelungen, ihre Charaktere haben mich nie in ihren Bann gezogen und ich habe ihr Handeln stets sehr kritisch und genau betrachtet. Es gab einfach immer wieder Momente, wo ich nicht ganz glücklich bin, wie sie in der Szene aufgetreten sind und sie haben es mir schwer gemacht, mit ihnen zu sympathisieren.

Man merkt deutlich, dass der Autor genau weiß, wovon er spricht. Es gibt unglaublich viele historische Informationen, die in einem guten Kontext präsentiert werden und den Leser einen runden Blick auf die Handlungszeit bieten. Dies fängt bei den zahlreichen historischen Persönlichkeiten an, erstreckt sich über die Politik und das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Ufa. Man erlebt hautnah mit, wie die Firma entsteht und welchen Problemen sie sich stellen muss / welche Erfolge sie feiert. Das ist ein großer Pluspunkt des Buches und ich mag es, wie dieses Stück Historie dargestellt wird.
Mir hätte es gut gefallen, wenn in dem Nachwort noch näher auf die historischen Hintergründe eingegangen worden wäre. Einfach um zu zeigen, was direkt übermittelt ist und bei was sich der Autor vielleicht eine kleine künstlerische Freiheit genommen hat. Zudem stelle ich es mir interessant vor, mehr darüber zu erfahren, wie der Autor manche Situationen wertet und weshalb er manche Entwicklungen genauso hat stattfinden lassen. Ich denke, dies hätte den Roman gut abgerundet und wäre auf jeden Fall passend gewesen!

Obwohl ich finde, dass das Buch nicht perfekt ist, es ab und an einige Längen gibt und die Personen manche Eigenarten haben, die ich nicht ganz so mag, bin ich doch interessiert an der Fortsetzung. Ich finde, dass noch sehr viel Potenzial vorhanden ist, um den Nachfolgeband noch besser zu machen und auch von den Ereignissen her denke ich, dass vieles ein vorläufiges schönes Ende erhalten hat, man aber auch merkt, dass der Autor die Geschichte noch nicht auserzählt hat. Daher denke ich, dass ich die Fortsetzung irgendwann definitiv lesen werde und ich hoffe schon jetzt, dass mich diese mehr überzeugen kann!

Fazit
Schon bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, hatte ich einige Erwartungen. Nicht nur aufgrund des Namen des Autors, sondern auch, weil ich durchweg positive Meinungen gesehen hatte. Und vielleicht ist auch dies ein Grund, weshalb ich mit dem tatsächlichen Ergebnis nicht richtig zufrieden bin. Es gab ein paar Punkte, die ich nicht als perfekt empfand, so sind für meinen Geschmack Längen aufgetreten, die Figuren sind mir nicht greifbar genug und manche Ticks der Personen wurden zu häufig wiederholt. Daher habe ich den Roman mit gemischten Gefühlen beiseite gelegt, ich finde, dass er viel Potenzial hat, dieses aber nur teilweise ausgeschöpft wurde. Im Grunde ist die Geschichte nämlich wirklich gut und genau aus diesem Grund möchte ich sehr wahrscheinlich irgendwann die Fortsetzung lesen und hoffe einfach, dass ich dann die Begeisterung vieler anderer Leser verstehen und teilen kann!