Atmosphärisch dichter, historischer Krimi

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Dies ist bereits der dritte Fall um den preußischen Hauptmann Gryszinski, der in München Sonderermittler der Königlich Bayrischen Polizeidirektion ist. Es ist auch zugleich sein schwierigster Fall. Ein französischer Diplomat ist spurlos aus seinem Hotel verschwunden, was zunächst „keine große Sache“ zu sein scheint. Aber dann stellt sich heraus, dass er Informationen über eine neue Erfindung besaß, die es ermöglicht telegrafische Falschmeldungen zu produzieren. Eine Technik, die so brisant ist, dass jedes Land sie gerne besitzen würde. Seine Ermittlungen gestalten sich immer komplizierter und führen ihn auf eine Reise quer durch Europa.
Zwanzig Jahre später ist der erste Weltkrieg bereits in vollem Gange und Gryzinskis Sohn Fritz an der Front in Verdun als Meldegänger. Während einer geheimen Mission stößt er überraschend auf neue Indizien zum Fall des verschwundenen Diplomaten. Fritz setzt alles daran, für seinen Vater den Fall endlich aufzuklären.

„Der treue Spion“ ist bereits der dritte Band um den gewitzten, scharfsinnigen und gutem Essen sehr zugetanen Ermittler aus München. Ich mochte Gryzinski bereits im ersten Band, denn er ist nicht nur ein intelligenter Kriminalist sondern auch ein Familienmensch, der sehr liebevoll mit seinem Sohn umgeht und seine Frau Sophie in ihrer Schriftstellerkarriere bestärkt. Nicht üblich für die damalige Zeit. Die obligatorische Topfrunde, die er jeden Tag mit Fritz in der heimischen Küche dreht, ist einfach köstlich. Der Erzählstil von Uta Seeburg hatte mir bereits im ersten Band sehr gut gefallen, da sie ihre Sprache der damaligen Zeit angepasst hat. Trotzdem wirkte es nicht sperrig, sondern ließ sich leicht und flüssig lesen. Sie schildert alles sehr bilderreich und detailliert und so ist man mittendrin im Geschehen. Der historische Hintergrund wirkt sehr gut recherchiert und sorgt so für eine gelungene authentische Zeitreise. Besonders gut haben mir ihre lebendige Schilderung des alten Paris und den Reisen im Nord-Express und Balkanzug gefallen. Der Reiz besteht darin, dass abwechselnd Gryzinski und sein Sohn Fritz im Abstand von 20 Jahren den Spuren des verschwundenen Diplomaten quer durch Europa folgen. Ich habe sehr gerne mit beiden mitgefiebert und mich gefragt wie alles zusammen hängt. Die überraschende Auflösung erfolgt dann auch wirklich erst auf den letzten Seiten.

Fazit: „Der treue Spion“ ist eine spannender und gleichzeitig atmosphärisch dichter, historischer Spionage-Krimi, dessen Handlung gleichzeitig zur Jahrhundertwende und während des ersten Weltkriegs angesiedelt ist. Die sympathischen Figuren, die verzwickte Handlung und die lebendigen Schilderungen konnten mich auch diesmal wieder fesseln und begeistern.