Das ist sicherlich (k)eine große Sache! - Fantastischer Kriminalroman der besonderen Art

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„Die Wahrheit kommt immer zutage. Sie ist wie ein Gas, das beständig nach oben steigt. Vielleicht wirst auch du eines Tages dafür sorgen, dass es freikommt.“ (S. 389)

Kurze Inhaltszusammenfassung
Ende des 19. Jahrhunderts verschwindet in München ein französischer Diplomat spurlos. Der begabte Kriminalist Gryszinski soll den Verschwundenen wieder aufspüren, vermeintlich keine große Sache. Doch als die Spuren eine Verbindung des Franzosen zu einem ermordeten bayerischen Erfinder, der eine neue Technologie zum Verschicken von telegrafischen Falschmeldungen entwickelt hat, und einem russischen Betrüger-Ehepaar führen, eröffnet sich erst die Tragweite des Falls. Denn am Ende werden sich nicht nur Gryszinski und seine Frau, sondern Jahrzehnte später auch deren Sohn Fritz für die Auflösung des Falls auf eine lebensgefährliche Reise quer durch Europa begeben.

Fazit
Ich habe bisher kaum ein Buch gelesen, das mich von der sprachlichen und stilistischen Gestaltung sowie vom Aufbau der Handlungsstränge und den Charakteren her so beeindruckt hat wie Der treue Spion. Die Autorin schreibt wirklich so, als ob jeder einzelne Satz etwas ganz Besonderes ist, geradezu ein eigenes Kunstwerk – sehr charmant und mit einem konsequenten Hauch von Ironie. Die Figuren sind alle unglaublich authentisch, das Kopfkino lief bei mir beim Lesen dauerhaft mit. Besonders fasziniert war ich von den Verflechtungen zwischen Zeit und Raum, die sich zwischen den beiden Gryszinski-Männern ergibt: beide befinden sich an denselben Orten, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Das Schicksal von Vater und Sohn ist eng mit der Auflösung des wahnsinnig detaillierten und unfassbar spannenden Falls zusammen, der ein wichtiges zeitgenössisches Thema zur Sprache bringt: die Überlegenheit und Bedeutung von technologischen Neuerungen im Rahmen des Ersten Weltkriegs. Wie es das wundervolle Cover ganz treffend andeutet, kann man mit Der treue Spion an der Seite der Gryszinskis in eine für uns unbekannte Welt eintauchen: in die der Diplomatie, der Preußen und Bayern, der Hochstapelei, der Kriminalistik, der Spione, des Krieges – und vor allem: der intensiven Gefühle: von Angst, Rache, Patriotismus, Liebe und Hass.

Empfehlung
Der treue Spion kann ich wirklich jedem ans Herz legen, der sich genauso wie ich über einen spannenden, detailreichen und unvorhersehbaren Kriminalfall mitsamt überaus authentischer Figuren hinaus auch über eine stilistisch mehr als durchdachte Sprache und verblüffend geschickt arrangierte zeitliche und räumliche Verbindung der Handlungsstränge freut!