Gemächliche Zeitreise ins 19. Jahrhundert

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throki Avatar

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Der Kriminalroman führt uns in die Jahre 1896 und 1916 und abwechselnd werden beide Zeitebenen beschrieben.
Der eigentliche Kriminalfall fällt in das Jahr 1896, als in München ein französischer Diplomat spurlos verschwindet. Eine knifflige Situation für den Ermittler Wilhelm von Gryszinski, denn es sind schwierige Verwicklungen zu befürchten, wenn man den Mann nicht findet. Doch dann ergibt sich eine Spur zu einem Erfinder, der eine Art "Fake-News-Maschine" entwickelt hat, die in Kriegszeiten eine wichtige Rolle spielen könnte. Zwanzig Jahre später ist der Fall noch immer nicht gelöst, als Wilhelms Sohn Fritz in den Wirren des 1. Weltkriegs eine neue Spur in dem Fall findet. Er macht sich heimlich auf den Weg ins Feindesland nach Paris.
Der Krimi ist sehr gemächlich geschrieben, erst nach etwa 100 Seiten geschieht ein Mord. Vorher wird oft gekocht, diniert und Kaffee oder Cognac getrunken. Man muss sich auf diese Langsamkeit einlassen. Wer das heutige Tempo gewohnt ist, wird zuerst Probleme haben.
Insgesamt ist aber das Flair der "guten, alten Zeit" geschickt eingefangen und die gesellschaftlichen Hintergründe dieser Epoche sind gut beleuchtet. Besonders gut gelingt das in dem Teil des Buches, der in der "Belle Epoque" spielt, der Kriegsteil bleibt dagegen etwas blass.
Mir hat diese Zeitreise gut gefallen, auch wenn ich mich zuerst daran gewöhnen musste, dass alles wie in Zeitlupe geschieht.