Krimi mit wunderschönem Schreibstil

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Das Cover hat mich zunächst nicht angesprochen, der Klappentext dafür umso mehr. Wir begleiten den Ermittler Gryszinski bei einem Fall (1896), der besonders knifflig ist und noch 20 Jahre später nicht gelöst werden konnte. Doch sein Sohn Friedrich bzw. Fritz kann möglicherweise neue Erkenntnisse finden.
Das Buch im Hardcover-Format, mit Schutzumschlag und Lesebändchen fühlt sich zudem sehr hochwertig an.

Der Schreibstil ist wunderschön, bildlich und ausführlich - aber dennoch nicht übertrieben. Mir haben beispielsweise die Beschreibungen über das Telefon oder den Klang von Farben besonders gut gefallen. Das Buch wechselt zwischen den Jahren 1896 bei Gryszinski und 1916 bei seinem Sohn. So baut sich langsam Spannung auf - man weiß anfangs auch noch nicht, wie diese Zeitstränge und damit der Kriminalfall zusammengehören. Besonders die letzten Kapitel sind trotzdem sehr spannend und am Ende eines jeden Kapitel gibt es einen Cliffhanger. Zwischendurch gibt es immer wieder ein paar Längen, die jedoch keinesfalls langweilig sind. Die Autorin weiß mit Sprache umzugehen und macht auch relativ ereignislose Szenen interessant.
Die Stimmung der Zeiten wird außerdem sehr gut vermittelt und atmosphärisch beschrieben - ohne jedoch in negative Kriegsstimmung abzudriften.

Gryszinski wird als liebevoller Vater und kluger Ermittler und sein Sohn als aufgeweckter cleverer junger Mann bzw. Kind dargestellt. Beide Hauptcharaktere sind sehr sympathisch. Im Laufe des Buches kommen weitere wichtige Charaktere dazu, die alle sehr gut beschrieben sind. Die Autorin haucht den Figuren und Schauplätzen tatsächlich Leben ein. Man lernt nebenbei auch viele kleine Dinge über die damalige Zeit, die nicht in klassischen Geschichtsbüchern stehen, ohne dass diese Infos trocken wirken.

Am Ende wird die Auflösung des Falls gut erklärt. Das letzte Kapitel ist ein bisschen offen gehalten, somit wäre ich auf eine Folgereihe, die sich um Fritz dreht, sehr gespannt.

Insgesamt ist das Buch ein Krimi mit wunderschönem Schreibstil, dessen Stärken nicht im Tempo, sondern in atmosphärischen Darstellungen und den Charakteren liegen.