Die Magie des Lebens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
nadines_buecher Avatar

Von

Emanuel Bergmann führt uns zunächst nach Prag zu Zeiten des Ersten Weltkrieges. Der konservative Rabbi Laibl Goldenhirsch und seine Frau Rifka leben bescheiden, einziger Wunsch des Rabbis ist ein Sohn. Als er als Kriegsversehrter nach Hause zurückkehrt, berichtet ihm Rifka nur wenige Tage später, dass sie "wie durch ein Wunder" schwanger geworden ist. Dass der Vater kein Engel ist, der zu ihr herunterkam, sondern der von seiner Frau verlassene Schlosser Mosche von einer Etage höher, ahnt Laibl. Die beiden Männer treffen sich auf dem Flur, vor der Etagentoilette, und Laibl bedient sich elegant des Bildes eines Schlosses, um seinen Verdacht zu umschreiben. Mosche versteht das Bild, bittet den Rabbi leise um Verzeihung. Ob er seine eigene Frau oder Rifka vermisst, bleibt Interpretationssache. Jedenfalls beschließt Laibl, den Sohn als Wunder zu betrachten und die Sache auf sich beruhen zu lassen.
Als nächstes lernen wir Max Cohn kennen, der kurz vor seinem elften Geburtstag von seinen Eltern mitgeteilt bekommt, dass sie sich scheiden lassen werden. Max hat schon seit geraumer Zeit den Verdacht, dass etwas nicht stimmt, da sich seine Eltern anders verhalten als sonst. Auf den Rat seines Freundes Joey, der von seinen Eltern in einem Pizza-Restaurant von deren Scheidung erfahren hat und nun nie mehr Pizza wird essen können, da er sie immer an die Scheidung seiner Eltern erinnern wird, sucht sich Max für die Eröffnung, die er vorausahnt, ein Sushi-Restaurant aus. Denn auf rohen Fisch, so sagt er sich, wird er zeitlebens verzichten können.
Noch haben wir nicht erfahren, wie Rabbi Goldenhirsch, sein Kuckuckskind und der kleine Max in Verbindung stehen, doch der Klappentext weist darauf hin, dass Max sich auf die Suche nach dem großen Zauberer Zabbatini, scheinbar Laibls Sohn, macht, der seine Eltern wieder "zusammen zaubern" soll. Wie werden sich die Lebensgeschichten entfalten, bis die Wege der Protagonisten sich kreuzen?
Elegant geschrieben, klare Bilder erzeugend, mit einer Prise in kurzen, sachlich anmutenden Sätzen auftauchenden Humors, führt uns der Autor in die Geschichte ein. Es gelingt ihm, die Charaktere so zu gestalten, dass man mehr über sie erfahren möchte, ihre Geschichte zusammenzusetzen wie ein Puzzle.
Unverkennbar ein Diogenes-Buch, mit dem Bildnis des großen Zabbatini zu seinen Glanzzeiten, wie man vermuten möchte. Der Titel lässt erahnen, dass es wohl einen Trick fürs Glücklichsein geben könnte, den man wohl lernen und auch verlernen, aber auch wiedererlernen kann.