Der große Zabbatini und (der kleine) Max

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castilleja Avatar

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Mosche Goldenhirsch kommt kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Prag zur Welt, sein Vater ist ein Rabbi (oder ein Schlosser?), wenige Jahre später stirbt seine geliebte Mutter und die beiden kommen eher schlecht miteinander aus. Als Mosche 15 Jahre alt ist, besucht er eine Vorstellung der Zauber-Zirkus und ist fasziniert von dieser fremden Welt und vor allem von der persischen Prinzessin. Er reißt von Zuhause aus und macht sich auf die Suche nach dem Zirkus und wird bald ein Mitglied dieses Zirkus.
Der zweite Erzählstrang spielt in der Gegenwart. Der 10jährige Max hat es befürchtet, seine Eltern wollen sich scheiden lassen - und er ist Schuld daran! Das muss er rückgängig machen und durch Zufall findet er eine alte Schallplatte seines Vaters vom Großen Zabbatini, einem Zauberer, der einen Liebeszauber verspricht - leider hat die Platte an der entscheidenden Stelle einen Kratzer. So macht Max sich auf die Suche nach Zabbatini alias Mosche Goldenhirsch, um die Ehe seiner Eltern zu retten. Doch der Zauberer hat ganz andere Probleme - obwohl, vielleicht ist der kleine Junge ja doch auszunutzen?

Emanuel Bergmann hat mich mit seinem Buch verzaubert und eintauchen lassen in seine Geschichte. Die kapitelweisen Wechsel der Zeit und Perspektive enthüllen nach und nach mehr vom Leben des Zabbatini, der viele Probleme zu meistern hat, vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus, dem aber auch viel Schönes wiederfährt. Das Bild des alten Zabbatini ist ein ganz anderes, nun ist er alt, desillusioniert, unsympathisch und lüstern. Max hingegen voller Hingabe und Überzeugung, dass dieser Mann die Ehe seiner Eltern wieder retten wird.
Das Ende ist eine große Überraschung, allerdings keine kitschige Heile-Welt-Version.
Dieses Buch beinhaltet viele tolle Zitate, unter Anderem diese hier:

"Der Zug des Lebens tuckerte der Endstation entgegen, und die meisten anderen Fahrgäste waren bereits ausgestiegen." (S. 204)

"Also", sagte Omchen, "es gab auf einmal so viele Gesetze, und als Jude verstieß man automatisch gegen die meisten."
"Wie ist das möglich?", wollte Max wissen. "Wie kann es falsch sein, einfach nur zu sein?" (S. 349)