Der Wunder - Trick

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Prag Anfang des 20. Jahrhunderts, hier lebt der Rabbiner Laibl Goldenhirsch mit seiner Frau Rifka ein mehr als bescheidenes Leben in der Josefstadt, dem jüdischen Viertel Prags. Was ihnen zu ihrem Glück fehlt, ist ein Kind, auf das sie seit Jahren vergeblich hoffen. Als der 1. Weltkrieg ausbricht, muss auch Laibl Goldenhirsch zu den Waffen. Nach seiner Rückkehr erwartet seine Frau Rifka endlich ein Kind, ein Wunder scheint es, doch Laibl bleiben Zweifel. Der Sohn Mosche entwickelt sich zum Leidwesen des Vaters eher als Tagträumer, der mit den Lehren des Talmus nicht viel anzufangen weiß. Nach dem frühen Tod der Mutter, entfremden sich Vater und Sohn zusehends. Als ihn der im gleichen Haus lebende Schlosser, der an dem Wunder um Mosches Geburt nicht unbeteiligt war, zu einem Zirkusbesuch einlädt, ist es um den inzwischen 15 jährigen Mosche geschehen. Er verliebt sich nicht nur in die Welt des Zirkus sondern auch in die persische Prinzessin, die als Assistentin des Halbmondmannes – dem Zauberkünstler, auftritt.
Mosche reißt von zu Hause aus, um sich dem Zirkus anzuschließen. Hier findet er tatsächlich in „seiner Prinzessin“ Julia die große Liebe. Im Laufe der Jahre lernt Mosche vom „Halbmondmann“ alle Zaubertricks, und avanciert später – gemeinsam mit Julia – zu einem gefeierten Künstler. Bis in den 30er Jahren die Nationalsozialisten an die Macht kommen und der einstige Gönner zum Verräter wird. Mosche Goldenhirsch erfährt nun das gleiche Schicksal wie alle Juden, zunächst nach Theresienstadt deportiert, bringt man ihn schließlich auch nach Auschwitz. Und hier gelingt ihm der größte Trick seiner Zauberkunst, indem er einem kleinen Mädchen mit Hilfe seines Zauberkoffers das Leben rettet.
Parallel erzählt der Autor die Geschichte des kleinen Max Cohen, die 2007 in Los Angeles spielt. Max´ Eltern stehen vor der Scheidung, der Junge fühlt sich schuldig und möchte sie wieder miteinander versöhnen. Helfen soll dabei ein Zauberspruch, den er auf einer alten Schallplatte seines Vaters gefunden hat. Der große Zabbatini verspricht die „ewige Liebe“. Da sich die Schallplatte als unbrauchbar erweist, macht sich der Junge auf die Suche nach dem Zauberer und findet ihn tatsächlich alt, einsam und verarmt in einem Seniorenheim. Max schafft es, dass der alte Mann noch einmal die Bühne betritt und an seinem Geburtstag eine Vorstellung gibt. Und hier geschieht ein weiteres Wunder, als der große Zabbatini auf Max Großmutter trifft….
Emmanuel Bergmann erzählt in seinem Debütroman eine wundervolle Geschichte – bewegend, traurig, hoffnungsvoll, humorvoll – einfach großartig.
Der Titel ist schlicht und sagt doch alles aus, das Cover ist treffend dazu ausgewählt. Der Erzählstil ist kaum zu übertreffen. Man kann sich als Leser sehr gut auf die Geschichte einlassen. Ich kenne die Stadt Prag, ebenso die Gedenkstätten Theresienstadt und Auschwitz. Ich konnte in Gedanken die Wege nachvollziehen…
Ein herrliches Buch. Das durfte man vom Diogenes Verlag auch erwarten. Der Verlag hat einmal mehr einen großartigen Autor gefunden.