Einfach zauberhaft!

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stmoonlight Avatar

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Max ist 10 Jahre alt und offensichtlich ein aufgeweckter Junge, daher passt es nur bedingt wie naiv er hier beschrieben wird. Die wenigsten Kinder in diesem Alter glauben noch an wirkliche Zauberei, Max aber beharrt förmlich darauf. Als selbst „der Zauberer“ ihm erklären will, dass es sich nur um Tricks handelt stellt er auf stur. Das finde ich doch sehr übertrieben. – Es wird ein Gedankenlesertrick verraten, den ich dann direkt mal an Freunden ausprobiert habe: Nein, leider funktioniert er nicht! ;)
Das als Hauptprotagonist Mosche (aus dem später der 'Große Zabbatini' wird) gewählt wurde ist doppelt spannend, denn er ist Jude. So erlebt man nicht nur den Werdegang des Zauberers, sondern begleitet ihn auch durch die Zeit des Naziregimes. Vom Charakter ist Mosche ziemlich aufgeschlossen und gerissen, wenn es um die Liebe geht auch ab und an ein wenig naiv. Später merkt man, dass er und Max gar nicht so unterschiedlich sind. Beide waren mir auf Anhieb sympathisch.
„Der Trick“ umfasst eigentlich mehrere Geschichten gleichzeitig: ein Jude der um das Überleben kämpft, ein Junge der sich die Schuld an der Trennung seiner Eltern gibt, gleich zwei Beziehungsgeschichten, Aufstieg und Fall eines Künstlers, … Kurz gesagt: Es wird einfach nicht langweilig!
Was wirklich großartig ist, ist der Humor. Die Protagonisten sagen oder denken etwas, dass dann so trocken rüberkommt, dass man als Leser einfach Lachen muss. Oft hat eines derben Touch („Schwarzer Humor“), aber genau das liebe ich, wenn es denn nicht komplett überzogen ist.  Irgendwie ist es wie im „richtigen“ Leben – und tatsächlich lassen sich auch viele Parallelen entdecken. Als z.B. Rifka ihr Baby bekommt, gehen ihr die interessantesten Dinge durch den Kopf wie was sie da eigentlich macht, schließlich hasst sie Menschen oder aber als die Hebamme die werdende Mutter zum Pressen „Was weiß die denn schon?“. Stellt man sich nun die Situation dazu bildlich vor, kann man irgendwie gar nicht mehr anders, als mindestens zu  schmunzeln. Einfach herrlich!

~ Schreibstil ~
Während ich die ersten Seiten noch mit einem mulmigen Bauchgefühl las, weil mir der Schreibstil einfach viel zu langweilig war, wurde ich von Seite zu Seite regelrecht in das Buch gesogen. Nach einem kurzen Einblick in die Vergangenheit (20er Jahre) schwankt der Autor in die Gegenwart und ab hier ändert sich auch der Schreibstil. Er ist angepasster, moderner – und lässt sich leichter lesen. Die Perspektive wechselt meist Kapitelweise: Im einem Moment erfährt der Leser etwas die Vergangenheit des Zauberers (der ja eigentlich kein Zauberer ist) und im nächsten begleitet er Zabbatini als geknicktes Häufchen Elend in der Gegenwart (21. Jahrhundert). Dieser Perspektivwechsel ist sehr gut gewählt, denn erst nach und nach erfährt der Leser was eigentlich passiert ist …

~°~ Fazit ~°~
Ein wirklich abwechslungsreiches und spannendes Buch mit einer Menge (schwarzem) Humor. Mal lustig, mal dramatisch, dann wieder hoffnungsvoll und traurig. Es gibt nicht viel, was dieses Buch nicht ist. Es hat mich verzaubert! ;)